Rezension

Richtig interessanter historischer Roman

Adieu, Sir Merivel - Rose Tremain

Adieu, Sir Merivel
von Rose Tremain

Sir Merivel, Sohn einer einfachen Krämerfamilie, hat es weit gebracht. Er ist Arzt geworden und ein Vertrauter des Königs Charles des II. Er lebt zusammen mit seiner Tochter Margret auf seinem Landgut. Als seine Tochter nach Cornwall reisen möchte, beschließt er, nach Versailles zu fahren. Mit einem Empfehlungsschreiben des Königs macht er sich auf dem Weg. Doch so einfach wird er nicht zum französischen König vorgelassen, dafür trifft er auf seine große Liebe Louise. Diese ist allerdings verheiratet.

Der Roman ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sir Merivel geschrieben und in vier große Abschnitte geteilt, . Die Sprache wirkt etwas altertümlich, was zu diesem historischen Roman sehr gut passt. Rose Tremain beschreibt ausführlich das Leben, die Gerüche und die Gepflogenheiten dieser Epoche, so dass der Leser das Gefühl hat, zusammen mit Sir Merivel seine teils humorvollen, teils traurigen Abenteuer zu erleben. Zu erwähnen sind die außergewöhnlich pfiffigen Dialoge in diesem Buch.

Sir Merivel ist ein liebenswerter, gutmütiger Charakter, der versucht allen zu helfen. Er sieht seine Grenzen als Arzt ganz deutlich vor sich. Von den Gepflogenheiten, die Patienten mit Pflastern aus spanischer Fliege, Einlauf u. Aderlass  zu behandeln, ist er nicht sehr begeistert. Leider hat er kaum andere Behandlungsmöglichkeiten für seine Patienten. Gleichzeitig ist Sir Merivel ein Lebemann, vor dem kein Rock sicher ist, was ihn in absurde Situationen bringt und ihm gleichzeitig ganz schöne Probleme mit seinem König bereitet. Dann wieder beginnt er darüber nachzudenken, ob Tiere eine Seele haben und will darüber ein Buch schreiben.

Sein ins Alter gekommener Diener Will möchte er nicht ins Arbeitshaus entlassen, er beschäftigt ihn weiterhin. Auch einen Bären versucht er zu retten. Als dieser erschossen werden soll, kauft er ihn ab und beschließt, ihm in seinem Park eine Heimat zu geben. So einfach, wie er sich das dachte, ist eine Bärenhaltung allerdings auch nicht ..
Sein Toter Freund Pearce meldet sich manchmal zu Wort und Sir Merivel hält mit ihm Zwiesprache. Auch träumt er oft von ihm. Vor allem dann, wenn sein Gewissen sich regt. 

Das Buch hat wie Sir Merivel,  verschiedene Facetten. Teils sehr tiefgründig, dann wieder mit derber Erotik. 

Für diesen kurzweiligen, interessanten, teils humorvollen, teils traurigen Ausflug in eine andere Epoche mit seinen außergewöhnlich guten Dialogen 5/5 Sterne.