Rezension

Richtig schöner Frauenroman

Liebe, Zimt und Zucker - Julia Hanel

Liebe, Zimt und Zucker
von Julia Hanel

Bewertet mit 5 Sternen

INHALT 
Die 28-jährige Literaturwissenschaftlerin und Anglistin Marit Jansen verzichtet zugunsten ihrer großen Liebe Toby Schindler auf ihre Uni-Karriere und zieht stattdessen von Hamburg ins Provinznest Altberg. Doch der Wurstfabrikerbe Toby bekommt kalte Füße, als Marit bei ihm einziehen will und zerstört damit Marits Lebenstraum. Danach versucht Marit in ihr Leben vor Toby zurückzufinden und nimmt einen Nebenjob im Coffeeshop in Altberg an. Dort findet sie eines Tages auch einen wertvoll aussehenden USB-Stick. Dieser gehört dem Juristen Julian, mit dem Marit sich fortan rege per E-Mail austauscht. Das Gefühl von Einsamkeit und Kleinstadttristesse nimmt ab und auch Marits Kollege Moritz scheint plötzlich ein anderer zu sein...

MEINUNG
Julia Hanels Roman "Liebe, Zimt und Zucker" ist die perfekte Lektüre für zwischendurch bzw. Urlaub. Er unterhält formidabel und spart dabei nicht an Emotionen, was für vor allem die weiblichen Leser freuen wird. Schon das in Rosa gehaltene Cover mit überdimensional großem Coffee-to-Go-Becher lässt auf eine kurzweilige Liebesgeschichte schließen. Doch Hanels Geschichte ist mehr als das. Im Fokus steht Ich-Erzählerin Marit und deren Selbstfindung bzw. -verwirklichung. Es geht um die großen Fragen des Lebens: Wer bin ich und was will ich? Diese zu beantworten, ist nicht immer leicht. Marit muss lernen, an ihre Stärken zu glauben und Träume nicht für andere (und sei es auch der eigene Partner) aufzugeben. Mit viel Freude habe ich ihrer Besinnung auf sich selbst gelesen und ihr dabei gern über die Schulter geschaut. Sicherlich macht Marit dabei Fehler, lernt aber auch hinter menschliche Masken und Fassaden zu schauen. So schafft sie es auch, ihre bisher enttäuschenden Männergeschichten zu überwinden. Julian und Moritz spielen dabei eine große Rolle. Aber nicht nur die beiden unterschiedlichen Mannsbilder, sondern besonders Moritz' Opa Emil steht ihr mit seiner Altersweisheit zur Seite. Insgesamt ist eine sehr ausgewogene Frauengeschichte, deren flüssiger, emotionsgeladener und humoriger Erzählton mich 100 Prozent überzeugen konnte. Hanel kann sich in Marits widersprüchliche Seelenzustände perfekt einfühlen und wirkt dabei immer authentisch. Die abgedruckten E-Mails lockern den Fließtext sehr gekonnt auf, indem diese Einblick in die Privatsphäre der handelnden Figuren liefern.

FAZIT
Ein leichter (Sommer-)Roman mit hohem Unterhaltungswert und Charme. Absolut lesenswert. Julia Hanel sollte man sich merken. Ich werde mir nun auf jeden Fall auch ihren ersten Roman anschauen :-)