Rezension

Road to hell

Die Rache der Polly McClusky - Jordan Harper

Die Rache der Polly McClusky
von Jordan Harper

Bewertet mit 4 Sternen

Polly ist elf, schleppt noch immer einen Plüschteddy mit sich herum und ist gerade mit dem gefährlichsten Menschen unterwegs, den sie kennt: ihrem Vater. Plötzlich, nachdem sie sich mehrere Jahre wegen seines Knastaufenthalts nicht gesehen haben, stand er vor der Schule und nahm sie mit. Und dann muss Polly erfahren, dass ihr Leben zu Ende ist. Ein Knastboss hat nicht nur den Tod ihres Vaters befohlen, sondern auch den ihrer Mutter und ihren eigenen. Ihre Mutter stirbt und jetzt ist Pollys Vater der Einzige, der sie retten kann. Er kennt sich bestens mit dem reinen Überleben aus, aber ob das reicht, wenn alle Gangs der Welt hinter einem her sind?

Ein Buch wie ein Blockbuster. Wenn man es durchweg genießen will, muss man manchmal nicht nur beide Augen, sondern auch die Hühneraugen seiner Oma zudrücken, denn mal ehrlich, so Sachen wie "elfjähriges Mädchen würgt Kampfhund bewusstlos" oder "keine Gang der Welt legt weißen Sheriff um" sind Humbug. Auch ob der Übergang vom schüchternen Kind zum rachsüchtigen Revolverheldenmädchen gelungen ist, darüber kann man streiten. Aber lesen lassen hat sich das Teil wirklich mega, viele Sätze und Szenen kamen mit der Schnelligkeit, Brutalität und Präzision einer fünfundvierziger Kugel und haben durchschlagende Wirkung entwickelt. Um durchzukommen, braucht man auch nicht mehr Zeit investieren, als im Kino einen normalen Hollywoodfilm anzusehen. Früher oder später wird Polly bestimmt auch dort landen.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. Februar 2018 um 18:40

Als Film funktionieren solche Romane tatsächlich oft besser und ich habe festgestellt, dass ich bei Filmen viel milder bin.

Emswashed kommentierte am 19. Februar 2018 um 18:49

In Hollywood funktioniert das bestimmt. Außerdem ist es in den USA nichts Außergewöhnliches, wenn 11-jährige mit Knarren durch die Gegend laufen.

wandagreen kommentierte am 19. Februar 2018 um 18:58

Man kriegt als Taufgeschenk eine Knarre. Mädchens Colt sind weinrot, Bubens Colt grünlich. Wie Rost. Weil die eh alles vergammeln lassen, dann sieht man es nicht so ;-). Mit zwölfe der Initiationsritus: Lehrer oder wahlweise zwei Schüler abknallen (böseböse).

E-möbe kommentierte am 20. Februar 2018 um 11:48

Ihr habt beide recht, aber rein von der Charakterisierung des Mädchens ist der Übergang zur "mordlüsternen Bestie" unwahrscheinlich. In den USA nicht unmöglich, aber doch unwahrscheinlich. Hier habe ich fast durchweg den Unterhaltungswert positiv bewertet. Wenn es ein so irrwitziges Buch schafft, mich etwas über 2 Stunden richtig mitzunehmen mit Kopfkino, dann gehört das gewürdigt.