Rezension

Romantasy mit orientalischem Touch

Nemesis - Geliebter Feind - Anna Banks

Nemesis - Geliebter Feind
von Anna Banks

Bewertet mit 4 Sternen

Mit einem bildgewaltigen Schreibstil, entführt die Autorin in eine liebevoll beschriebene und fantasievolle Welt. Es werden wie nebenbei weite, trockene Wüsten oder geräumige Paläste vor dem inneren Auge des Lesers aufgeworfen. Genauso wird dem Leser die komplexe Welt mit ihren fünf Königreichen, ihren Beziehungen untereinander und Eigenheiten locker leicht näher gebracht. Die Welt in diesem Buch ist einfach atemberaubend und wirkt mit vielen einzelnen Details gut durchdacht.

Begonnen wird die Reise mit Prinzessin Sepora, die in einem Dienergewand durch eine weite Wüste wandert, um im Nachbarkönigreich unterzutauchen. Sie flieht vor ihrem grausamen Vater und König Serubels und der Ausnutzung ihrer Fähigkeit mit der ihr Vater einen Krieg gewinnen könnte. Während ihrer Wanderung durch die Wüste erlebt sie bereits zahlreiche Abenteuer, die weit über Hungersnot und Wasserknappheit hinausreichen. Vom aufeinander Treffen mit menschenfressenden Paranis, die Meermenschen sicherlich ähnlich sind bis über Entführungen, zahlreichen Fluchtversuchen und vielem Weiteren. Durch mehrere Umwege landet sie letztendlich im Königreich Theoria und im Hofe des neuen, jungen Königs.

Sepora war durchgehend eine sehr sympathische Protagonistin, die sehr eigenständig und intelligent ist. Besonders bewundere ich ihren Mut, der definitiv vorhanden ist, jedoch nicht immer so überspitzt dargestellt wird, wie bei vielen sonstigen Fantasy-/Dystopie-Protagonisten. Oft spiegelt sich Furcht in ihren Handlungen wieder, auf andere Handlungen verzichtet sie sogar ganz, bei denen ihr der Mut fehlt. Es wirkte authentisch und gleichzeitig durchdacht, da sie dabei viel abwägt, womit auch der Leser ihre Handlungen nachvollziehen kann. Gleichzeitig ist sie aber auch ein kleiner Wildfang, der nie stillsitzen kann und dem König die Meinung geigt. Mit ihrer intelligenten, leicht draufgängerischen und sarkastischen Art, zieht sie einen schnell in den Bann und damit nicht nur den Leser.

Nach jedem Kapitel wechselt die Sichtweise entweder zu Sepora oder Tarik, wodurch häufig die Spannung an Kernpunkten gesteigert werden, man als Leser aber auch beide Protagonisten näher kennenlernen kann.

So blickt man auch durch die Augen des noch relativ jungen Tariks, der durch den Tod seines Vaters verführt die Regentschaft übernehmen musste. Die Herrschaft über ein Königreich bringt viel Verantwortung, unzählige Aufgaben und eine Menge an Verpflichtung mit sich, die in meinen Augen sehr gut und ausführlich beschrieben worden sind. Der Einblick ins Königsleben, wirkte sehr interessant und gut ausgearbeitet. Gemeinsam mit Tarik verfällt man schnell in Gedanken über eine Möglichkeit, wie man den Handel besser antreiben kann, welche Auswirkung eine Umleitung der Wasserströme oder sogar welche Wirkungen die Zurschaustellung von zu viel Güte als König haben könnte. Es wird zu einer Mischung von Alltagsleben und einem dezenten politischen Eindruck.

Seine Position hat er sich definitiv verdient. Tarik ist ein ruhiger und durchdachter Mensch, der für sein Volk denkt und lebt. Mit seiner Fähigkeit als Lingot, alle Sprachen zu beherrschen und eine Lüge immer von der Wahrheit unterscheiden zu können, bietet sich ihm die Möglichkeit gerecht zu handeln. Er war ein aufmerksamer, geduldiger, gütiger und sehr interessanter Charakter. Dass er so aufmerksam ist, führt auch schnell dazu, dass er ein intelligentes Wesen in Sepora entdeckt. Beide sind in ihrer Denkweise sehr ähnlich, vom Wesenzug ist Sepora jedoch die etwas wildere, offenere, während Tarik eher mit einer ruhigen Art glänzt. Ihnen wurde Leben eingehaucht und eine eigene Persönlichkeit.

Es sind einige Nebencharaktere vorhanden, wie der grausame Vater von Sepora oder ihre Mutter, an die sie oft denkt und überlegt, wie sie wohl in ihrer Situation handeln würde. Auch am Hofe, lernt man einige Diener, Krieger oder Prinzen kennen. Doch die Nebencharaktere stehen eindeutig eher im Hintergrund der Geschichte. Fast am Meisten, wurden die tierischen Begleiter erwähnt. So schließt man die schlangenähnliche Serpen Nuna mit der Sepora wie auf einem Pferd reitend, durch die Lüfte fliegt oder die riesen Wächterkatze Patra, die kaum von der Seite Tariks weicht schnell ins Herz. Sie werden liebevoll beschrieben, wirken sehr loyal und haben die Zuneigung ihrer Halter garantiert.

Fazit:
Letztendlich besitzt Nemesis eine sehr fantasievolle Welt mit verschiedenen Königreichen, die detailverliebt beschrieben werden, eigenen Traditionen, fantasievollen Wesen und eine Menge an Abenteuern. Fast auf jeder Seite trifft man auf eine neue spannende Begebenheit und auch die Charaktere werden durch ihre Eigenheiten liebgewonnen. Einzig dieses abrupte und überstürzte Ende hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, auch wäre eine Weltkarte, ein Glossar oder ein Familienstammbaum für einen besseren Überblick wünschenswert gewesen.