Rezension

Romantik vom Feinsten

Die Rückkehr des Erben - Nicola Vollkommer

Die Rückkehr des Erben
von Nicola Vollkommer

Bewertet mit 5 Sternen

Eines schönen Tages klopft ein verwahrlostes Mädchen an die Tür der Wirtschaftsräume des Anwesens Birch Heights. Von der burschikosen Franny wird sie sofort der Tür verwiesen, aber Charlotte, die gutherzige Gutsherrin, erbarmt sich der Armen (das hatte Franny schon befürchtet) und nimmt sie vorübergehend als Haushaltshilfe auf. Das führt zu Komplikationen, denn das fremde Mädchen mit dem Namen Marie weigert sich, etwas über ihre Herkunft preiszugeben und ist daher einigen Bediensteten höchst suspekt. Allerdings zeigt sich bald, dass es Marie wie keiner anderen gelingt, Zugang zu der störrischen kleinen Tochter der Gutsherrin zu finden. Als Marie daraufhin eine dauerhafte Anstellung in Birch Heights angeboten wird, scheint das Glück für alle perfekt. Aber etwas stimmt nicht mit Marie. Was hat sie mit den Vorgängen um ein heruntergekommenes Londoner Waisenhaus zu tun? Es kommt der Moment, in dem Charlotte sich fragt, ob sie nicht in ihrer Großzügigkeit einen fatalen Fehler gemacht hat.

Von Anfang an besticht die bildhafte Sprache. Obwohl wir es mit einer Fortsetzung zu tun haben (1. Teil: "Wie Möwen im Wind"), wird der neue Leser nicht mit zu vielen verwirrenden Informationen überfrachtet. Nebenfiguren werden gut eingeführt, geheimnisvoll und spannend bleibt es trotzdem. Die Autorin versteht es hervorragend, den neuen Leser abzuholen und an die Hand zu nehmen; insofern ist ihr eigenes diesbezügliches Vorwort eigentlich überflüssig.

Die romantische Story hätte im Grunde genommen alles (ein englisches Herrenhaus, Pferde, geheimnisvolle Höhlen am Meer, romantische Liebe, abgrundtiefe Bösewichte), um schnell ins billigste Klischee abzusinken. Dass das nicht passiert, verdankt sie einer sehr gekonnten Schreibweise einer klugen Autorin, liebevoll ausgestalteten Nebencharakteren, vielen überraschenden Entwicklungen und vielleicht auch der Tatsache, dass immer wieder, am Rande und unaufdringlich, Glaubensfragen in die Erzählung eingeflochten sind, die über eine reine schwarz-weiß-Einordnung weit hinausgehen.
Dass anfangs ein paar Details etwas wie Anleihen aus unserer Zeit klingen (ein Schiffswrack soll Als Spielplatz für Ferienkinder hergerichtet werden, oder die recht dominante Art von Lady Charlotte, einen Ehestreit zu führen), vergisst und vergibt man schnell während der folgenden mitreißenden Lektüre.
Ein klug geschriebenes, spannendes Buch mit einem Ende, das glücklich macht.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. Oktober 2017 um 22:23

Ich glaubs einfach nicht ;-).

Arbutus kommentierte am 25. Oktober 2017 um 22:26

Gönn mir doch auch mal was ; )

(Ich weiß, Du würdest es wahrscheinlich "Schmonzette" nennen. Aber dann ist es eben eine Schmonzette vom Feinsten!)

wandagreen kommentierte am 25. Oktober 2017 um 22:30

Man gibt es sich hin und wieder, das ist in Ordnung, aber 5 !!!! Punkte! /Bestimmt ist Marie die Mutter von dem Charlottenkind. Oder seine Schwester. Aber ich glaube, Mutter.

Arbutus kommentierte am 25. Oktober 2017 um 22:32

Das gibt jetzt leider null Punkte. Für mehrmaliges falsches Raten. Und außerdem noch einen imaginären Punktabzug für den fahrlässigen Versuch zu spoilern : )

Arbutus kommentierte am 25. Oktober 2017 um 22:38

... aber wenn Du das momenthafte, härtere Urteil von mir bevorzugst, dann musst Du Deine Skrupel überwinden und unsere Leserunde "stalken". Und denk daran, ich hab' das auch schon gemacht. Ich nenne es lieber "Trittbrettfahrer".

wandagreen kommentierte am 25. Oktober 2017 um 22:53

Ich hab da keine Skrupel. Aber nicht immer Lust dazu. Vllt mache ich das. Mal gucken. Hab weiter Spaß!