Rezension

Romantisch, spannend, fantasievoll...

Etenya Saga - Soyala Zeit der Wintersonnenwende - Susanne Leuders

Etenya Saga
von Susanne Leuders

Bewertet mit 5 Sternen

Der Schreibstil hat mich von der ersten Seite an verzaubert und mühelos in die faszinierende, vielschichtige Welt von Etenya gezogen. Kaum zu glauben, dass dieses Buch ein Debütroman ist! Ich fand es wunderbar geschrieben, mit genau dem richtigen Takt und Tempo, und mit viel Liebe zum fantasievollen Detail. Die Autorin lässt die Szenen bildreich vor dem inneren Auge auferstehen, das war für mich Kopfkino vom Feinsten.

Besonders die romantischen Szenen fand ich wunderschön und emotional! Dabei ist es mir nie zuviel geworden, also: zu kitschig, zu sehr auf die Tränendrüse oder zu abgedroschen. Wahrscheinlich, weil Susanne Leuders zwar nicht geizt mit dem ganzen Gefühlschaos, dem Herzklopfen und dem himmelhochjauchzenden Glück der ersten großen Liebe, Olivia und Lenno aber trotzdem glaubwürdige, "echte" junge Leute bleiben, mit Schwächen und Fehlern, Ängsten, Träumen und Hoffnungen.

Sowieso fand ich die Charaktere sehr gelungen. Olivia und Lenno könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein. Olivia ist eine ganz normale (wenn auch musisch sehr begabte) 17-Jährige, die sich nicht nur mit der manchmal ätzenden Schule rumschlagen muss, sondern auch mit der Scheidung ihrer Eltern und der resultierenden Patchworkfamilie. Lenno dagegen hat ein ganz anderes Leben geführt, dass alles andere als "normal" war. Schon seit frühester Kindheit weiß er von der Prophezeiung, die nicht nur sein eigenes Schicksal bestimmt sondern das Schicksal all derer, die ihm wichtig sind. Damit lastete auf ihm schon früh eine enorme Verantwortung. Und trotzdem ergänzen die beiden sich perfekt! Bei vielen romantischen Fantasygeschichten kann ich nicht nachvollziehen, warum die Heldin sich in den Held verliebt (abgesehen von dessem atemberaubenden Aussehen), aber hier konnte ich das problemlos.

Auch die Nebencharaktere haben mich überzeugt, sowohl die guten, wie z.B. Lennos liebenswerte Schwestern oder Olivias lebenssprühende beste Freundin Tatjana, als auch die bösen, wie der sadistische Bidziil und der düster-charismatische Nukpana.

Die Autorin bringt eine Menge origineller Ideen ein und erfindet ihre eigenen Mythen und mythologischen Wesen, statt nur auf die bekannten zurückzugreifen. Verraten möchte ich noch nichts, aber ich hatte immer das Gefühl, etwas ganz Eigenes, Unverbrauchtes zu lesen! Und ich war sehr beeindruckt davon, wie souverän Susanne Leuders dem Leser hier eine komplexe, stimmige Welt präsentiert - da kam mir alles sehr durchdacht und ausgeklügelt vor!

Spannend fand ich die Geschichte dabei auch, denn als Leser will man so vieles wissen: was es mit der Prophezeiung auf sich hat, ob Lennos und Olivias Liebe eine Zukunft haben kann, was die "Bösen" eigentlich wollen... Außerdem gibt es viele Überraschungen und eine ganze Menge gefährlicher oder sogar lebensbedrohlicher Situationen. Besonders Olivia muss Erfahrungen machen, die sie an ihre Grenzen bringen!

Allerdings hat das Buch auch lange Strecken voller ruhiger Szenen, die sich um die Gefühlswelt der Protagonisten drehen. Ich fand auch diese nicht langweilig, denn so kann man sie besser kennen lernen, aber man muss sich meiner Meinung nach auf die Atmosphäre einlassen.

Ein winziger Kritikpunkt war für mich, dass ich nicht immer 100%ig nachvollziehen konnte, warum jemand so handelt, wie er handelt. Aber manchmal war mir etwas auch erst unverständlich, und ein paar Kapitel später geschah dann doch noch etwas, was Licht ins Dunkel brachte! Außerdem vermute ich stark, dass vieles sich erst in Band 2 oder 3 aufklären wird - und das ist ja eigentlich auch gut so, denn so bleibt es spannend.

Ab und an stehen es am Ende eines Abschnitts zwei, drei Sätze, die eine Vorahnung darauf geben, was später passieren wird. So in der Art von "Hätte X da schon gewusst, dass Y passieren würde, dann hätte er Z getan". In einem Fall kann man sich dadurch schon etwas denken, was sonst eigentlich eine sehr dramatische, erschreckende Entwicklung gewesen wäre. Das fand ich sehr schade! Andererseits gewinnt die Erzählung durch diese Vorahnungen ein wenig die Atmosphäre einer am Lagerfeuer erzählten Überlieferung - was wiederum gut passt und mir auch gut gefallen hat. Ich bin da etwas zwiegespalten!

Fazit:
"Soyala" ist romantische Fantasy vom Feinsten, für junge und junggebliebene LeserInnen. Eine junge Liebe verbindet Olivia und Lenno, und eine alte Prophezeiung wirft sie mitten in ein schicksalsschweres, lebensgefährliches Abenteuer, das eine Welt retten oder zerstören könnte... Wunderbar geschrieben, originell und spannend - für mich ist das Buch ein ganz klarer Beweis dafür, dass auch kleine Verlage großartige Bücher herausbringen können!