Rezension

Rosenkrieg mal anders herum

Oberkante Unterlippe - Stefan Schwarz

Oberkante Unterlippe
von Stefan Schwarz

Rosenkrieg und Beziehungskisten – davon gibt sehr viel zwischen zwei Buchdeckeln, aber so, wie diese Lebenssituationen hier präsentiert werden, habe ich das noch nicht gelesen.
Der erste Unterschied, der auffällt und diese Geschichte so anders macht: in der Regel werden diese Romane von Frauen erzählt und aufgeschrieben – und es geht natürlich immer gegen den Mann. Das ist hier schon mal nicht der Fall. Protagonist und vielleicht auch der Gute ist hier ziemlich eindeutig der Mann. Oder sollte ich besser sagen zwei Männer?

Jannek ist Schauspieler, nicht so der ganz erfolgreiche Typ und somit auch finanziell nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehend. Als ihm Larissa begegnet, scheint dies für beide die Liebe ihres Lebens zu sein, doch was wie die Geschichte von Romeo und Julia beginnt, endet mit Trennung, Scheidung und schließlich einem handfesten Sorgerechtsstreit um den gemeinsamen Sohn Timmi. Jannek möchte seinen Sohn bei sich aufwachsen sehen und hat eigentlich nur seine beinahe bedingungslose Liebe für dieses Kind in die Wagschale zu werfen.
Auf Seiten der Mutter gelangt auch sehr viel Geld und eine gewisse Oberflächlichkeit in die Wagschale und diese Umstände wiederum weiß Timmi mit großem Geschick zu seinen Gunsten zu nutzen.
Und dann sind da noch die Großeltern auf der mütterlichen Seite, die ebenfalls mit ihren finanziellen Möglichkeiten Jannek und seinen Sohn auseinanderbringen wollen.

Beide Parteien wollen natürlich nur „das Beste“ für das Kind, doch was ist eigentlich das Beste? Darüber gehen die Vorstellungen weit auseinander, weil eben auch die erlernten und erlebten Wertevorstellungen kaum unterschiedlicher sein könnten.

Stefan Schwarz verfügt über eine Art von Humor, der jenseits von platter Comedy angesiedelt ist, seine Leser aber auf beinahe jeder Seite zum Lachen bringt. Dieser Jannek hat einfach das Herz auf dem rechten Fleck. Ganz im Gegenteil zur gegnerischen Seite, auf der Mutter und Großeltern versuchen, nicht nur Timmi mit ihren finanziellen Möglichkeiten zu beeindrucken, sondern mit diesen Vorstellungen auch beim Jugendamt und dem Familiengericht zu punkten. Ob ihnen dies gelingen wird? Nun, lesen Sie selbst.

Stefan Schwarz versteht sich meisterhaft auf den Umgang mit Sprache und so wird Ihnen dieser Roman wie ein heiterer Leckerbissen derselben erscheinen. Kosten Sie davon und genießen sie die Lektüre. Gewinnen Sie den Momenten, die nicht nur Ihnen ganz fürchterlich erscheinen, die auch immer vorhandene komische Seite ab und lachen Sie darüber. Das geht! Stefan Schwarz macht es Ihnen vor.

Viel Vergnügen beim Lesen.