Rezension

Ruhig und Spannend

Die Sehnsucht des Vorlesers
von Jean-Paul Didierlaurent

Bewertet mit 4 Sternen

Story: 
Jeden Morgen sitzt Guylain Vignolles auf dem orangenen Klappstuhl in dem 6 Uhr 27 Zug und liest wahrlos Seiten vor, die er am vorherigen Tag aus den Klauen der "Bestie" entrinnen konnte. Dies bezeichnet er als seinen persönlichen Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Büchern.
Eines Tages findet er einen USB-Stick, der sich zwischen seinem Stammsitz verklemmt hat und nimmt diesen mit nach Hause.Mit der Absicht den Stick an seinen Besitzer zurück zu geben, öffnet er diesen an seinem Laptop. Fasziniert von der Geschichte, der Unbekannten, beginnt Guylain diese Geschichte nun auf dem zu seiner Arbeit vorzulesen.
Und eines hat er sich ebenfalls vorgenommen:
Er muss diese Frau finden.

Ein wenig hört sich Die Sehnsucht des Vorlesers nach einer typischen Liebesgeschichte an. Eine in der klar ist, dass das ganze Buch nur davon handelt, wie er diese myteriöse Unbekannte sucht und findet, oder nicht findet.
Doch genau das ist es nicht. Es erzählt viel mehr aus dem Alltag von Guylain. Und in diesem Alltag findet er nun mal besagten USB-Stick. Da man zuvor Zeuge seines eher tristen Alltags wurde, drückt man ihm ganz fest die Daumen, dass er die Verfasserin der Tagebücher findet.
Der besagte rote Faden zieht sich flüssig durch die Story und wenn es mal Abweichungen gibt, dann sind diese als solche nicht zu erkennen. Action kann man hier nicht erwarten. Auch die Rückschläge von Guylain sind nicht als gravierend zu berechnen.
Man kann diese Geschichte also als langweiligen Alltag erwähnen, der mit poetischen Worten beschrieben wurde.

Die Charaktere:

Neben Guylain und der Unbekannten gibt es natürlich noch weitere Charaktere, über die man aber nicht sehr viel erfährt. Doch trotz der wenigen Infos machen sie sich bei einem beliebt und unbeliebt. Dies liegt wahrscheinlich an den kurzen, aber ehrlichen Beschreibungen des Protagonisten. Doch trotz der kurzen Auftritte, sind sie nicht unwichtig in der Geschichte. Sie tragen alle etwas dazu bei und unterstützen Guylain auf der Suche nach seiner ersten Liebe. Ob bewusst oder unbewusst ist dabei nicht geklärt.

Der Schreibstil:

Jean-Paul Didierlaurent hat einen Stil, der ins erotische hineinführt. Man kommt schnell zur Ruhe, wenn man beginnt das Buch zu lesen und wird sofort in die Welt von Guylain Vignolles gezogen und es ist schwer freiwillig aus dieser wieder raus zu kommen.
Mir gefällt sein Schreibstil sehr gut und ich bin ein richtiger Fan geworden. Hoffentlich bekommen wir sehr bald wieder etwas von ihm zu lesen.

Mein Fazit:

Wer ein Buch sucht, wo er Ruhe finden kann, der macht mit Die Sehnsucht des Vorlesers nichts falsch. Hier ist weder Action, noch Drama oder die Geschichte zweier Liebenden zu erwarten.
Kurz gesagt erzählt der Autor von Guylain, der es dem Schicksal zu verdanken hat, sich verlieben zu dürfen.
Die Sehnsucht des Vorlesers ist ein absolut schönes Buch. Und das wortwörtlich gemeint. Die Buchstaben scheinen einem in einem schönen, hellem Braun entgegen und die Seiten, die Guylain vorliest, sind in einem dunklerem Grau gehalten. Ich finde diese Aufmachung und das Design wirklich sehr gut gelungen und das hat mir den Lesespaß noch vergrößert.