Rezension

Ruhrpott-Meisterwerk mit Berliner Großstadt-Flair

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte - Anna Basener

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
von Anna Basener

Bewertet mit 5 Sternen

Bianca wohnt in Berlin, weit entfernt von ihrer Familie im Ruhrgebiet, genauer gesagt in Essen, und doch lassen sie ihre Wurzeln nicht los. Genau genommen lässt sie die Omma nicht los, der Ruhrpott verfolgt einen überall hin.

Auch die Mietzi spielt in Biancas Leben eine wichtige Rolle denn die Freundin und „Geschäftspartnerin“ von der Omma hat Bianca schon mit aufgezogen als sie noch klein war und war immer ein Idol für die junge Frau.

Omma und Mietzi haben zusammen Jahre lang in Essen ein „Hotel“ geführt. Ein Hotel, was man wohl besser ein Bordell nennen sollte. Sie haben viel zusammen erlebt, sind zusammen alt geworden und haben gemeinsam Verbrechen gesehen, miterlebt und durchgeführt. Als eines Tages die Mietzi sehr plötzlich und unerwartet für alle stirbt, steht Biancas Welt Kopf. Aber wieso trauert die Omma nicht richtig um sie und wieso steht sie plötzlich in Berlin vor Biancas Tür und will bei ihr einziehen? Ausgerechnet die Omma, die doch ihr Leben lang in Essen gelebt und die Stadt geliebt hat! Da muss doch was faul sein.

Und da ist so richtig was faul, die Omma und die Mietzi haben Geheimnisse und Bianca versucht langsam, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das macht sie mit ihrer leicht verpeilten naiven Art so unterhaltsam, dass ich „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ wirklich nur schwer aus der Hand legen konnte.

Dieses Buch fällt natürlich vor allem durch das Ruhrdeutsch auf, was die Omma spricht und was von Anna Basener perfekt niedergeschrieben wurde.

Ich wohne selbst im Ruhrgebiet und musste während des Lesens wirklich oft lachen, weil die Ruhrpott-Art und die Ausdrucksweise so perfekt getroffen wurden.

Aber „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ besticht nicht nur durch seinen Witz sondern kann auch mit ernsten Themen wie Gewalt und Prostitution aufwarten. Geschickt verwoben findet man in diesem Buch zahlreiche Anekdoten aus dem Ruhrgebiet, eine Portion Ernsthaftigkeit und sogar einen Hauch von Liebe vor.

Die Charaktere sind alle einmalig, echte Unikate, die man schnell ins Herz schließt. Vor allem mochte ich Biancas Vater und natürlich, wie sollte es anders sein, Bianca und die Omma. Aber auch Biancas verklemmte Hippie-Mitbewohnerin konnte ich mir wunderbar vorstellen. So hat jeder einzelnen seinen perfekten Platz im Buch und macht es zu einem rundum gelungenen Gesamtwerk, von dem ich jederzeit eine Fortsetzung lesen würde.

Anna Basener hat mit ihrer durchweg sympathischen Art ein Ruhrpott-Meisterwerk mit Berliner Großstadt-Flair geschaffen, wie es niemand anders besser gekonnt hätte.

Auch verfilmt werden soll das gute Stück und darauf freu ich mich jetzt schon sehr.

Ich vergebe gerne 5 von 5 Sternen!