Rezension

Sachbuch/Roman? Auf jeden Fall aufwühlend!

Schindler's List - Thomas Keneally

Schindler's List
von Thomas Keneally

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Rezension bezieht sich auf die deutschsprachige Ausgabe, die hier leider nicht verfügbar ist!

Inhalt: Oskar Schindler, Bonvivant, Spekulant und Charmeur, ein Industriellensohn aus Mähren, Liebhaber schöner Frauen, brillanter Geschäftsmann, gutaussehender blonder Deutscher - dieser Mann übernimmt 1939 in Krakau eine "arisierte" Emailfabrik. Seine Arbeiter sind Juden, sie haben es gut bei ihm. Binnen kurzem ist Schindler mit jedem wichtigen Nazi in Krakau "befreundet", er macht grosszügige Geschenke, arrangiert ausschweifende Feste, besticht, wo es sich lohnt. 1942, bei der Auflösung des Krakauer Ghettos, sieht er mit an, wie Juden zusammengetrieben und auf der Strasse erschossen werden. Er sagt später dazu: "Seit damals musste jedem denkenden Menschen klar sein, was geschehen würde. Und ich nahm mir fest vor, das zu verhindern." Schindler verhindert es in den nächsten Jahren mit allen Mitteln. Er wird zur Hoffnung vieler, die vor allem unter der unglaublichen Willkür des KZ- Kommandanten Göth leiden. Und wenn er auch gegen den organisierten Massenmord nichts tun kann, so schafft er es doch, Personen, die er irgendwie für seinen Betrieb reklamieren kann, noch aus den Transportzügen und den Todeszellen der KZs herauszuholen. Ende 1944 scheint dies alles zusammenzubrechen. Sämtliche Lager um Krakau sollen aufgelöst, ihre Insassen nach Auschwitz gebracht werden. Und noch einmal hat Schindler Erfolg. Er bekommt die Genehmigung, seine Fabrik und seine Arbeiter nach Brünnlitz in Mähren überzusiedeln. Über tausend Juden stehen auf der Liste, sie entgehen dem sicheren Tod. Die Geretteten schmieden ihm aus eigenem Zahngold einen Ring, in den sie den Talmud-Spruch eingravieren: "Wer ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt."

Dieses Buch sollte jeder gelesen haben, denn es ist ein wichtiges Zeitzeugnis des Holocaust und zeigt auf, wie Oskar Schindler jedes Mittel recht war, um Menschenleben zu retten. Dabei erwähnt der Autor im Vorwort, dass er mit seinem Buch die Romanform gewählt hat, da sie ihm für die Behandlung von Schindlers Charakter am geeignetsten erschien. Allerdings hat er zu jeder Zeit versucht, Fiktion zu vermeiden, da alle Informationen im Buch auf seinen Gesprächen mit über 50 überlebenden Schindlerjuden und Freunden und Mitarbeitern Schindlers beruhen. Zudem besuchte Keneally selbst alle Orte, die für die Erzählung der Geschichte eine bedeutende Rolle spielen. Daher kann man das Buch nicht zu den Romanen aber auch nicht zu den Sachbüchern einordnen. Jedenfalls ist es eine nahezu wahrheitsgemäße Erzählung von Oskar Schindlers Leben, die keine Details auslässt und daher stellenweise etwas langatmig zu lesen ist. Dies bewirkt jedoch keinenfalls, dass man als Leser das Buch zur Seite legt und zur nächsten Lektüre greift. Gerade der Detailreichtum dieses Buches vermitteln einem einen vagen Eindruck, mit was für einem Organisationstalent und einer Risikobereitschaft Schindler gesegnet gewesen sein muss. Seine Taten sind beeindruckend und vorbildlich und auch wenn er nach Kriegsende oft kritisiert und als Nazi abgestempelt wurde, so bleiben seine Taten doch unvergessen und ein Beweis dafür, dass auch bzw gerade in Zeiten wie des zweiten Weltkrieges Helden wie Oskar Schindler viel bewirken und Leben retten können. Ein absolut wichtiges und interessantes Buch!