Rezension

Schatten im Leben einer Familie

Die unsterbliche Familie Salz
von Christopher Kloeble

Bewertet mit 5 Sternen

Im Wesentlichen sind es die Jahre 1914 bis 2015, in denen wir Leben und Werdegang der Münchener Familie Salz verfolgen können. Aus wechselnden Perspektiven verschiedener Familienmitglieder und – man staune – des Schattens eines von ihnen wird geschildert, wie der Erwerb des prächtigen Hotels Fürstenhof in Leipzig zum Schicksal insbesondere für die Tochter des Hauses, Lola, wird, die als tragische Figur die Protagonistin ist. Dort leistet sie als Kind ihrer Mutter Sterbehilfe, woraufhin sie vom Vater verstoßen wird. Erst nach der Wiedervereinigung betritt sie das Hotel wieder. Der Zeitraum dazwischen, insbesondere die Zeit des Zweiten Weltkrieges, ist von grauenhaftem Erleben geprägt, das Lola nie wieder von sich abschütteln kann du das noch bei ihren Kindern und Kindeskindern psychische Spuren hinterlässt.

An deutscher Geschichte Interessierte werden bei der Lektüre auf ihre Kosten kommen. Vor allem die Schilderungen zum Zweiten Weltkrieg sind sehr informativ. Für Abwechslung beim Lesen sorgen verschiedene Erzählperspektiven. Die einzelnen Familienmitglieder sind recht eigenwillige Persönlichkeiten, die ihr Päckchen zu tragen  haben und nicht unbedingt Sympathieträger sind. Das am meisten verwendete Substantiv dieses Romans dürfte das Wort „Schatten“ sein. Dieses Thema zieht sich variantenreich durch die ganze Geschichte. So ist z.B. die Rede von Schatten als Beweis für die Existenzen, Wegnahme von Schatten, Schattenlosigkeit, Männern ohne Schatten.  Das lässt Raum für so manche Interpretation, vor allem stellt sich die Frage, welche Schatten eine Vorgängergeneration auf nachfolgende Generationen wirft. Dies führt dann auch dazu, dass das Buch recht anspruchsvoll ist. Es zu lesen lohnt sich auf jeden Fall.