Rezension

Scheitern auf Dominikanisch

Und so verlierst du sie - Junot Díaz

Und so verlierst du sie
von Junot Díaz

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich vor Jahren „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ gelesen und furchtbar geliebt habe, habe ich es nun endlich geschafft das (meines Wissens) einzige weitere Werk von Junot Diaz zu lesen. In diesem Buch sind einige Kurzgeschichten versammelt, die Diaz über die Jahre im New Yorker veröffentlicht hat. Der rote Faden dieser Geschichten ist, dass sie sich alle um Yunior oder seine Familie drehen. Und natürlich darum, wie man eine Beziehung vollkommen gegen die Wand fährt.

Die Erzählperspektiven fand ich dabei sehr gut gewählt. Denn neben den Titelgebenden scheiternden Beziehungen erfährt man auch viel aus dem Leben Yuniors. Über die Beziehung seiner Eltern zum Beispiel, über ihre Immigration in die USA oder über den Tod seines Bruders. Jede Geschichte gibt einen kurzen Einblick in verschiedene Leben, verschiedene Beziehungen, verschiedene Sorgen. Die Geschichten waren für mich alle „rund“, trotzdem hätte ich jeweils noch seitenlang weiterlesen können. Über Yuniors Mutter zum Beispiel, hätte ich gerne noch mehr erfahren.

Diaz hat eine sehr flapsige, offene, lockere aber auch vulgäre Sprache, die perfekt zu seinen machohaften männlichen Charakteren passt. „Streetwise“, nennt der Klappentext sie. Und das passt.
„Dann siehst du sie an mit einem Lächeln, das dein Heuchlergesicht nie vergessen wird, solange du lebst. Süße, sagst du, Süße, das gehört zu meinem Roman.
Und so verlierst du sie.“

S. 69

Sehr schade fand ich, dass es hier keine Übersetzung der vielen spanischen Wörter und Sätze gab. Nachdem ich „Oscar Wao“ gelesen hatte, konnte ich dank des umfangreichen Glossars spanisch Fluchen. Hier hätte man sich alles selbst „ergoogeln“ müssen. Da ich dazu keinen Nerv hatte und den Lesefluss nicht unterbrechen wollte, ist mir inhaltlich einiges entgangen.

Die Geschichten leben alle von einer Diaz eigenen Mischung aus flapsig und berührend. Sie sind zum Schmunzeln, Kopfschütteln und Mitfühlen gleichermaßen geeignet. Ich fand es toll wie Yunior liebt. Wie sehr und wie viel und wie ehrlich. Und trotzdem versaut er es immer und immer wieder auf ähnlich dämliche Art und Weise.

Insgesamt war es ein schönes Buch, das leider viel zu schnell ausgelesen war. Man muss Diaz Ton mögen aber auch wenn es mal sprachlich zu derb daherkommt, entschädigen die einfühlsamen Passagen über Liebe, Verlust und die Innensicht seiner Charaktere allemal. Ich hoffe, dass Diaz ganz bald noch einen weiteren Roman schreiben wird.