Rezension

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Scheitert mehr an Umsetzung als an Idee

Evermore - Die Unsterblichen - Alyson Noël

Evermore - Die Unsterblichen
von Alyson Noël

Ever hat gerade ihre gesamte Famile verloren. Nun spaltet sie sich ab, versucht so wenig wie möglich aufzufallen, und ist sehr lethargisch. Doch der Verlust ihrer Familie ist nicht der einzige Grund: Seit dem Unfall kann sie Gedanken lesen und außerdem sieht die Auren der Menschen. Aller Menschen - mit einer Ausnahme: Damen Auguste, gutaussehender Neuankömmling.
Ever fühlt sich zu ihm hingezogen, doch er benimmt sich merkwürdig und enttäuscht sie immer wieder. Die seltsamen Vorkommnisse häufen sich und Ever gerät in Gefahr...

Meine Erwartungen waren bereits recht niedrig und ich muss ehrlich sagen, sie wurden trotzdem noch unterschritten.

Die Handlung klingt der Biss-Reihe bereits sehr ähnlich, nur leicht umgedreht - Hier kann das Mädchen die Gedanken lesen, nur seine nicht, die des Neuankömmlings. Der natürlich atemberaubend gut aussieht.
Ähm ja... Ich hatte trotzdem Hoffnung, dass es sich (zumindest leicht) unterscheidet und es gibt tatsächlich innovative Ideen, deren Umsetzung mich jedoch nicht begeistern konnte:

Ever kann Gedanken hören, eine nicht neue, aber zumindest facettenreiche Idee. Doch irgendwie gibt es in ihrem Umfeld niemanden, der interessante Gedanken hat oder die Autorin erwähnt es einfach nicht. Lediglich im Umgang mit ihrer ungeliebten Mitschülerin Stacia setzt sie ihre Kraft ein. Das spricht für Ever, doch sie war für mich kein Sympathieträger. Ich habe nichts gegen unsympathische Figuren, aber wenn eine Figur als Sympathieträger angelegt sein soll, dann erwarte ich auch dergleichen. Für mich war Ever sehr lethargisch und anstrengend - nach einem Unfall noch zu verstehen, aber trotz ihrer Kräfte ist sie nicht besonders einfühlsam und sehr -das hat mich besonders gestört- sehr "leidend" und mit äußerst niedrigem Selbstwertgefühl.
Das wird einerseits in ihren Selbstvorwürfen sehr deutlich, die häufig unberechtigt sind, andererseits durch ihre ungesunde Abhängigkeit von jemandem, den sie kaum kennt. Seitenlang rechtfertigt sie sich für ihre Liebe - vor sich selbst!
Immerhin entspricht sie nicht ganz dem Klischee des zu beschützenden Mädchens, das sei hier posituv angemerkt.

Diese Liebe entwickelt sich für mich aus dem Nichts, das muss nichts schlechtes sein, doch hier fehlt die Emotionalität, die sich auf mich einfach nicht übertragen wollte.
Damen bleibt überhaupt die ganze Zeit sehr blass: Interessant, jedoch ohne Faszination und Gefühle. Das Geheimnisvolle fehlt ihm auch, was vor allem auf ein starke Absehbarkeit der Geschicht zurückzuführen ist-vieles kennt man schon, jedoch in besserer Umsetzung. Aber es gibt ausnahmsweise mal keine Dreiecksgeschichte.

Weitere Figuren sind Drina, eine Bekannte Damens,  und Evers Freunde Haven und Miles. Letztere sind zwar zeitweise überzogen und affektiert dargestellt, letzendlich bergen sie jedoch Potenzial, das ausgebaut werden kann.
Drina wird ihrer Rolle zwar gerecht, bleibt aber zu lange zu schemenhaft, ebenso wie ihre Erklärungen.

Lediglich Riley, Evers Schwester,die als Geist zurückkehrt (ein guter Ausbau der Idee) weiß zu überzeugen. Ist Ever mit ihr zusammen, kommt es zu Emotionen; Trauer, Einsamkeit, Liebe, Zorn und endlich fühlt der Leser mit! Warum ist dies nicht in anderen Szenen so gelungen?

Denn Alyson Noël reißt mich ansonsten sprachlich einfach nicht vom Hocker. Wenn man um eine Figur im Showdown nicht fürchtet, ist das kein gutes Zeichen.
Im Präsens und aus der Ich-Perspektive verfasst, sollte mich das den Figuren näher bringen, das ist hier nicht der Fall.
Allerdings nimmt die zweite Hälfte an Fahrt auf und bessert sich dank guter Einfälle (deren Umsetzung jedoch nicht immer überzeugt) und tatsächlichen Überraschungen, das Ende flacht dann jedoch wieder ab.

Insgesamt eine Geschichte mit guten Einfällen, die jedoch an der Umsetzung scheitern oder bereits zu bekannt sind. Dank einer besseren zweiten Hälfte, Riley und mancher Idee mit Potenzial, gibt es noch (seeehr) knappe zwei Bookworms. Für mich eher ein verzichtbares Leseerlebnis (vielleicht sind die Folgebände besser); Fans von tragischen und schicksalsbestimmten Liebesgeschichten mit reichlich Fantasy a là Vampir für Zwischendurch kommen hier eventuell auf ihre Kosten, aber eine Garantie gebe ich nicht.