Rezension

Schiffbruch im Weltall oder Eden ist nicht das Paradies

Eden
von Stanislaw Lem

Bewertet mit 4 Sternen

Weil ihnen bei der Berechnung der Passage an dem Planeten vorbei einen Fehler unterläuft, stranden sechs Männer mit ihrer Rakete  auf dem Planeten Eden. Die Schäden sind katastrophal, eine Reparatur schwer bis unmöglich. Die Weltraumschiffbrüchigen erkunden zunächst die nähere Umgebung der Absturzstelle auf der Suche nach Hilfe. Dabei stoßen sie auf Teile einer Zivilisation, die Ihnen viele Rätsel aufgibt. Nachdem ein erster Kontakt alles andere als positiv verläuft, versuchen die Raumfahrer alles, um Ihre Rakete wieder flugfähig zu machen. Für die Reisenden von der Erde steht fest,  Eden ist kein  Paradies  weder für die Menschen noch für einen Teil seiner Bewohner. Doch dann tauchen neue Fragen auf. Irren sich die Menschen, die Ihre Maßstäbe an eine fremde Zivilisation anlegen, womöglich? Sind die Ereignisse, deren Zeuge sie wurden,  vielleicht gar nicht das, was sie aus irdischer Sicht zu sein scheinen?

Mit seinem Roman „Eden Roman einer außerirdischen Zivilisation“ hat Lem eine großartige Geschichte  geschaffen die  viele Fragen stellt,  und es dem Leser überlässt sie für sich selbst zu beantworten. Die Mannschaft des Raumschiffs besteht aus sechs Spezialisten die mit einer Ausnahme während des ganzen Romans nur unter Ihren Bezeichnungen (der Dokto, der Ingenieur, der Chemiker, der Kybernetiker, der Koordinator,  der Physiker) auftauchen. Jeder hat eine andere Art mit dem Absturz und den nachfolgenden Erlebnissen auf dem Planeten umzugehen. Es kommt häufig zu hitzigen Diskussionen über das angemessene Vorgehen. Grade in diesen Streitgesprächen zeigt sich die Stärke des Romans. Lem lässt seine Protagonisten stellvertretend für den Leser die Frage stellen Ist man  berechtigt, ja  aus der Sicht einiger Crewmitglieder sogar verpflichtet, einzugreifen wenn man glaubt, dass Unrecht geschieht? Er lässt jedoch ebenfalls die Frage zu, nach welchen Maßstäben wir Recht und Unrecht bewerten, und ob unsere Maßstäbe für eine uns völlig fremde Zivilisation überhaupt angemessen sind und welche Folgen sich möglicherweise daraus ergeben können.

 Für mich ist dieses Buch nach wie vor aktuell, und immer wieder faszinierend.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 03. Juni 2015 um 00:31

Lem war einfach ein ganz großer - und noch dazu früher. Heute macht das jeder, aber damals war dieses Genre absolut innovativ.