Rezension

Schinderhannes - ein Mythos

Die Räuberbraut - Astrid Fritz

Die Räuberbraut
von Astrid Fritz

Bewertet mit 5 Sternen

Ein interessantes Cover, eine Frau mit dem Rücken zum Betrachter, beobachtet einen Überfall. Der Himmel über dem Geschehen ist ein wenig düster und zwielichtig.

Die Protagonistin des Romans, die 18jährige Juliana Blasius, Tochter eines Musikanten und Tagelöhners  zieht mit ihrem Vater und ihren Schwestern durch den Hunsrück und verdingen sich als Musikanten. Bei einem dieser Auftritte lernt sie den berühmten Räuber Johannes Bückler auch „Schinderhannes“ genannt kennen. Johannes, jung, charmant und smart umwirbt Juliana bis sein Werben Erfolg hat. Beide verlieben sich ineinander, er verspricht ihr den Himmel auf Erden und Juliana zieht fortan mit ihm und seiner Räuberbande durch die Lande. Die beiden heiraten, Juliana wird schwanger, doch hat das Leben an der Seite eines Räubers eine Zukunft….

Astrid Fritz schildert sehr lebendig und eindrucksvoll das Leben des „Schinderhannes“ den man auch den deutschen „Robin Hood“ nannte und Juliana, genannt „Julchen“ in der Hochzeit seiner Räuberkarriere. In Einschüben aus dem Jahr 1844 erzählt Juliana ihre Rückblende an diese Zeit, hängt ihren guten Erinnerungen an diese Zeit nach. Nach dem Tod ihres dritten Ehemanns verdient sie sich ihr Geld als Schankmagd, die Gästen der Schankwirtschaft  gegen einen kleinen Obolus aus ihrer Zeit damals erzählt und letztendlich auch erkennt, dass damals alles nicht so glorreich war.

„Julchen“ hatte kein liebevolles Elternhaus, ihre Mutter ständig kränkelnd und leidend, der Vater schwach und mutlos, als sie den „Schinderhannes“ kennenlernt, ergreift sie wie einen Strohhalm die Möglichkeit, ihr Leben zu verändern, weg von der Armut und der immer nörgelnden Mutter. Dieser geht liebevoll mit Juliana um, er trägt sie auf Händen und sie glorifiziert den „Schinderhannes“.

Die damalige Zeit war schwierig, der Hunsrück besetzt von den Franzosen, vieles war zerstört, die Not und das Elend der Menschen groß, viele kleine Gebiete hatten unterschiedliche Herrscher, die einander verfeindet waren. Der „Schinderhannes“ hatte dadurch einen Vorteil, er konnte relativ unerkannt durch die Lande ziehen, durch die Besatzung war die Obrigkeit gehemmt. Doch irgendwann eskalieren die Überfälle, es gibt Tote und die Obrigkeit verständigt sich über Ländergrenzen hinweg. Die Schlinge zieht sich langsam und unaufhaltsam zu.

Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet,  Astrid Fritz hat sehr gut recherchiert, sie verknüpft die historisch belegbaren Ereignisse mit ihrer eigenen Wahrnehmung der Personen. Julchen, die den „Schindeshannes“ zu Beginn auf ein Podest hebt, erkennt immer mehr, dass er eine sehr ambivalente Persönlichkeit hat, dass er, entgegen  seiner Behauptung und Propaganda, nur reiche jüdische Kaufleute und Reisende auszurauben, auch andere Menschen um ihr Hab und Gut bringt. Ebenso erkennt auch die Bevölkerung, dass die Propaganda nicht stimmt und er verliert den Rückhalt und am Ende ist seine Räuberkarriere nach einem Schauprozess nur noch Schall und Rauch.

Neben einem informativen Nachwort der Autorin ergänzt auch ein Glossar über das  Rotwelsch, der Gaunersprache, den Roman.

Der Roman ist fesselnd, teilweise dramatisch  und spannend, eine Leseempfehlung.