Rezension

Schlagfertige (im wortwörtlichen Sinne) Rebellin trifft auf Good Guy - schöner Auftakt!

Der letzte erste Blick - Bianca Iosivoni

Der letzte erste Blick
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich freue mich schon eine ganze Weile auf dieses Buch und war unglaublich gespannt auf Emerys & Dylans Liebesgeschichte. Und auch wenn mir das Buch ein wenig zu viele Seiten hatte und zwischendurch manchmal ein bisschen die Luft raus war, so hat mich dieser Reihenauftakt begeistert, weil ich vor allem an Emery einen Narren gefressen habe. Sie ist eine der ungewöhnlichsten Protagonistinnen, die ich je kennenlernen durfte.

Nach einem Ereignis in ihrer Heimatstadt hat sie einen Wandel vom braven zum rebellischen Mädchen gemacht. Hellblondes Haar, pinke Spitzen, schwarz geschminkte Augen und was auch nie fehlen darf: Ihre farbigen Chucks. Fällt sie mit ihrem Aussehen nicht nur Dylan, sondern auch ihrem Mitbewohner und Dylans bestem Freund Mason gleich am ersten Tag ins Auge, so macht sie auch mit ihrer Art sofort mächtig Eindruck: Nachdem Masons Hand eine unerlaubte Begegnung mit ihrem Hintern hat, darf Masons Nase mit ihrer Faust Bekanntschaft machen. Was gleich klarmacht, dass Emery weder vor Faustkämpfen noch vor verbalen Attacken zurückschreckt. Mit gerade dieser rebellischen, misstrauischen Art weckt sie sofort Dylans Interesse. Trotz Emerys manchmal sehr aggressiven Verhaltens wirkte sie auf mich zu keinem Zeitpunkt wie ein Proll und büßte erstaunlicherweise nie ihre Weiblichkeit ein. Mir hat es extrem viel Spaß gemacht, aus der Sicht einer so toughen, ungewöhnlichen Protagonistin zu lesen, denn sie war immer wieder für Überraschungen gut und hat es Dylan ordentlich schwer gemacht. Ihre starke Persönlichkeit und die Tatsache, dass sie sich nichts gefallen lässt, haben mich schwer beeindruckt.

Mit dem Umzug nach West Virginia hat sie beschlossen, sich nie wieder auf einen Good Guy einzulassen, weshalb Dylan so ziemlich der Letzte ist, mit dem Emery Freundschaftsbändchen oder gar mehr knüpfen möchte. Dylan ist nämlich der Inbegriff eines Good Guys: Hilfsbereit, sympathisch, charmant und witzig. Er stellt die Interessen anderer über seine eigenen, arbeitet nachts in einer Tierklinik und besucht regelmäßig seine kranke Nachbarin im Altenheim, die für ihn wie eine Großmutter ist. Klingt für einen Liebesroman langweilig? Falsch! Mit seiner frechen Art hat er es mehrmals geschafft, mich zum Grinsen zu bringen. Er macht von Anfang an keinen Hehl daraus, dass er Emery näher kennenlernen möchte, flirtet mit ihr und stellt sie immer wieder vor Herausforderungen, wobei für ihn die größte Herausforderung Emery selbst ist, denn sie macht es ihm alles andere als leicht, ihr näherzukommen.

Während ich zwei Drittel des Buches richtig oft breit grinsen musste, weil Dylan und Emery sich ab einem gewissen Punkt ständig gegenseitig Streiche spielen, hatte ich im letzten Drittel eher bedrückende Gefühle, weil Emery mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird und lernen muss, dass man vor dieser nicht so einfach davonlaufen kann. Auch Dylan hat einige Probleme zu lösen und ein kleines Geheimnis vor Emery, bei dem man sich schon von Anfang an denkt, dass da nichts Gutes bei herauskommen kann. Dadurch gab es genügend Spannung und vor allem auch große Gefühle, die beim Leser ankommen und authentisch rübergebracht werden. Man fühlt und fiebert mit.

Dadurch, dass das Buch für einen Liebesroman relativ viele Seiten hat – 440 Seiten –, geht nichts zu schnell und es wird alles realistisch und nachvollziehbar aufgebaut und gelöst. Ich hatte manchmal aber das Gefühl, dass hin und wieder die Luft raus war, obwohl ich keine der eingebauten Szenen gestrichen hätte, weil sie für die Story und die Charakterentwicklungen wichtig sind. Vielleicht war das einfach ein persönliches Gefühl, weil ich das Buch an einem Stück gelesen habe. So hat mir das Buch vor allem am Anfang unglaublich gut gefallen, um dann ein ganz klein wenig nachzulassen. Und die Betonung liegt wirklich auf „ein ganz klein wenig“.

Fazit

Mir hat Dylans und Emerys Geschichte viel Spaß gemacht. Grinseattacken, Herzklopfen, Tiefe in den Charakteren, zwei wundervolle Protagonisten (kleine Rebellin trifft auf Good Guy) und eine sympathische, buntgemischte Clique – alles vorhanden, was ein guter Liebesroman braucht. Große Leseempfehlung und 4,5 Sterne von mir.