Rezension

*+* Schlimme Sache *+*

Papa hat dich lieb - Gerd J. Merz

Papa hat dich lieb
von Gerd J. Merz

Bewertet mit 3 Sternen

*+* Zum Blogbeitrag "bebildert und in Farbe" geht es hier entlang:
http://irveliest.wordpress.com/2014/10/11/gerd-j-merz-papa-hat-dich-lieb/ *+*

Liebe Lesefreunde,

es herrscht leider nicht in allen Familien eitel Sonnenschein. Streitereien gehören da noch zu den kleineren Störfeuern, aber es kann nichts Schlimmeres als den sexuellen Missbrauch der eigenen Kinder gehen. Diesem Thema widmet sich „Papa hat dich lieb“ von Gerd J. Merz aus dem Leinpfad Verlag.
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Der Leser erfährt ebenso von den perfiden Strategien, mit Hilfe derer sich die Täter ihre Opfer gefügig machen und zum Schweigen verdammen wie über die Wirkung, die diese Missbräuche auf die Kinder haben und welche weiten Kreise sie mitunter ziehen können. Kein Buch für schwache Nerven. Selbst wenn der Roman nicht einer wahren Begebenheit entspricht, stützt er sich auf Tatsachen.
Ich bin immer wieder fassungslos, was mancherorts Kindern angetan wird. Wenn es dann auch noch die eigenen sind, wird der Knoten in meinem Magen noch dicker.
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„Papa hat dich lieb“ besteht aus zwei Erzählsträngen. Bei dem einen handelt es sich um Ausschnitte der Berichterstattung einer jungen Frau, die als Kind und Jugendliche von ihrem Vater missbraucht wurde. Der zweite Handlungsstrang spielt Jahre später. Die 18-jährige Eva verschwindet spurlos. Angelika, ihre beste Freundin, beschließt, sie auf eigene Faust zu suchen und auch sie ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.
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Ich fragte mich über einen langen Zeitraum, wie diese beiden Fäden miteinander verknüpft sein könnten. Als ich es begriffen hatte, war mir das gesamte Ausmaß bewusst, das das Verschwinden der beiden Mädchen wahrscheinlich nach sich ziehen würde.
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Die Schilderung der Rückblicke des missbrauchten Mädchens sind gnadenlos realistisch, ungeschönt, kurz, prägnant und aufs Wesentliche beschränkt. Diese Einspieler trafen mich tief und gingen mir sehr nahe.
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Die Erzählung rund um Eva und Angelika ist sehr gegenteilig. Die Schilderungen sind ausführlich, schweifen stellenweise ab. Es wird sehr viel beschrieben, man erliest sich sehr viel Handlung, erhält aber kaum Einblicke in die Gedankenwelt der Charaktere.
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Die Geschichte, die der Missbrauch bei dem Mädchen nach sich zog, kam mir sehr konstruiert vor, fast schon an den Haaren herbeigezogen. Aber es steht mir nicht zu, diese Verhaltensweisen zu hinterfragen, da ich von diesem schlimmen Thema weder selbst betroffen bin, noch ein Opfer zu kennen glaube. So kann ich nicht abschätzen, was diese Gräueltaten nicht nur körperlich, sondern vor allem auch seelisch bewirken. Zu welchen Gedanken, Phantasien und letztendlich auch zu welchen Taten solche Opfer fähig sind.
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Merkwürdig erschienen mir manchmal die Handlungsweisen einiger Protagonisten, hätte ich selbst doch oft anders gehandelt. Aber jeder Mensch ist anders und reagiert in Stresssituationen wohl auch anders.
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Wie auch immer Handlung und Charaktere auf den Leser wirken – Der Auslöser für diesen Krimi ist ein sehr ernster.
Noch immer ist Kindesmissbrauch ein viel zu großes Tabuthema. Dieses Buch bewirkt ein Hinausschauen über den eigenen Tellerrand. Vielleicht gehen wir anschließend mit offeneren Augen und bewusster durchs Leben, sensibilisierter für die stummen Hilfeschreie der Mitmenschen.

*+* Zum Blogbeitrag "bebildert und in Farbe" geht es hier entlang:
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