Schloss aus Glas

Schloss aus Glas
von Jeannette Walls

Bewertet mit 5 Sternen

Jeannette Walls erzählt in diesem Buch die ungewöhnliche Geschichte ihrer Kindheit. Aufgewachsen bei Eltern, denen jegliche gesellschaftliche Verantwortung oder Anpassung völlig fern liegt, müssen sie und ihre Geschwister schon früh erwachsen werden. Die Mutter beschäftigt sich hauptsächlich mit der fixen Idee eine große Künstlerin kurz vorm Durchbruch zu sein, der Vater lebt für ständig wechselnde Luftschlösser und Alkohol. Häufige Wohnungswechsel, Geld, das für Leinwand und Farben ausgegeben wird, obwohl keine Lebensmittel im Hause sind, streitende und sich prügelnde Eltern sind der Alltag.

Und trotzdem schafft diese Situation auch einen ungewöhnlich starken Familienzusammenhalt, besonders unter den Geschwistern. Für mich besonders berührend: die Autorin verliert nie den liebevollen Blick auf ihre Eltern, die ihr an einem Tag die Sterne vom Himmel holen wollen und sie am nächsten in der Gosse absetzen.

Jeannette Walls erzählt fesselnd und eindrücklich von ihrer Jugend abseits jeglicher Konventionen. Selbst Mutter eines Kindes, hätte ich über die streckenweise unglaubliche Selbstsucht der Eltern verzweifeln können, fällt es schwer, dem Abstieg zuzusehen. Aber die Autorin hat nicht den Blick auf die hellen Momente verloren, die berührenden, schönen und liebevollen Augenblicke. Ein Buch, das einen nachdenklich macht, wütend, traurig, aber eines nie: mitleidig, denn das hätte diese trotz allem starke Familie nicht gewollt.