Rezension

Schnell gelesen, schnell vergessen

Die Apothekerin - Ingrid Noll

Die Apothekerin
von Ingrid Noll

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ich mag meine Ausgabe von Die Apothekerin sehr gerne, weil es ein wunderbar angefledderter Flohmarktfund ist, dem man ansieht, dass er schon durch ein paar Hände gegangen ist. Leider finde ich die Vorstellung der mir unbekannten Vorbesitzer nach der Lektüre fast interessanter als den Inhalt dieses Büchleins.

Als Krimi würde ich dieses Buch nicht unbedingt beschreiben, wobei wesentlich mehr „Mord und Totschlag“ drinsteckt, als ich gedacht hätte. Die Geschichte die Hella hier ihrer Bettnachbarin im Krankenhaus erzählt ist schon relativ abgefahren. In groben Zügen erzählt sie aus ihrem Leben, wobei es aber fast ausschließlich um die Suche nach dem perfekten Mann zum Kinderkriegen und ihr äußerst unglückliches Händchen mit Männern geht. Die Interaktion zwischen den beiden Frauen im Krankenhaus ist ganz witzig. Wie sie sich langsam annähern und offener werden ist schön zu lesen. Leider ist mir Erzählerin Hella dabei nie ganz sympathisch geworden. Ihre Art hat mir einfach nicht gefallen. Andauernd trifft sie falsche Entscheidungen und spricht trotzdem immer „von oben herab“. Dabei merkt sie eigentlich, dass sie Fehler macht, kann aber nicht aus ihrer Haut und steht sich selbst mit übertriebenen Mutterkomplex im Weg. Ich konnte mit ihr einfach keinerlei Mitleid aufbringen.

Die Länge allerdings war sehr angenehm. Auch wenn mir das Buch nicht hundertprozentig gefallen hat, war es doch nett geschrieben und fix durchgelesen. Die Details aus Heidelberg waren schön, wenn man die Stadt kennt und der badische Dialekt war hier und da witzig wiedergegeben ohne zu aufdringlich zu wirken.

Dieses Buch wird mir letztlich nicht lange im Gedächtnis bleiben, war aber auch keine wirklich schlechte Lektüre. Wer mit der Erzählerin besser zurecht kommt als ich kann mit Die Apothekerin sicher seinen Spaß haben. Ich werde auf jeden Fall nochmal mit einem anderen Buch von Ingrid Noll mein Glück versuchen.