Rezension

Schockierend. Fesselnd. Lesenswert!

Geständnisse - Kanae Minato

Geständnisse
von Kanae Minato

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Moriguchi ist Lehrerin an einer Mittelschule in Japan und alleinerziehende Mutter eines kleinen Mädchens. Durch einen tragischen Unfall ertrinkt ihre Tochter im Schulschwimmbecken der Schule, woraufhin Moriguchi ihren Job kündigt. Am letzten Tag verabschiedet sie sich von ihrer Klasse und offenbart diesen, das es sich bei dem Tod ihrer kleinen Tochter nicht um einen Unfall handelte. Es war Mord. Die Mörder? Zwei ihrer Schüler.
 

Rezension:

Geständnisse von Kanae Minato war für mich ein Überraschungshit, der mich mit einem unguten Gefühl zurückgelassen hat!

Der Schreibstil und Kapitelaufbau von Kanae Minato ist ungewöhnlich für einen Thriller. Kurze Sätze, viel Gesellschaftskritik und trotzdem eine immer vorhandene Grundspannung, die sowohl im Mittelteil als auch am Ende eines jeden Kapitels einen Höhepunkt findet. Die Kapitel sind so aufgebaut, das wir in jedem aus einer anderen Sichtweise lesen. So werden alle Standpunkte, Sichtweisen und Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Jedes Kapitel ist dabei irgendwie etwas besonderes. So haben wir zu Beginn die Rede von Moriguchi wo wir gar keine Dialoge haben. Dann kommt irgendwann ein Kapitel aus der Sichte einer Schülerin, wo wir relativ viele Dialoge vorfinden. Und so weiter. Bei jedem Kapitel merkt man, das es sich um eine andere Person handelt selbst wenn nicht immer sofort klar ist, wer da gerade seine Gedanken mit uns teilt.
Die stellenweise kurzen Sätze sind sehr auf den Punkt gebracht, aber trotzdem wird eine ziemlich bedrückende Atmosphäre erzeugt! So bedrückend, das ich manchmal einen Disneyfilm gucken musste, um dieses Gefühl zu vertreiben.

Die Charaktere waren allesamt irgendwie negativ. Die negativen Eigenschaften und Denkweisen wurden besonders hervorgehoben. Die Abgründe der Menschen wurden hier zum Thema gemacht. Die Frage ob Menschen böse geboren werden oder ob das Umfeld sie böse macht. Was böse überhaupt bedeutet und wie weit einige Menschen bereit sind zu gehen um sich zu rächen. Interessanterweise habe ich mich dabei ertappt wie ich einige Ansichtspunkte der Charaktere nachvollziehen konnte. Andere wiederum haben mich so zum nachdenken angeregt, das ich beispielsweise das Rechtssystem in Japan hinterfragt habe und bei wieder anderen saß ich einfach nur entsetzt vor dem Buch.

Entsetzen. Damit lässt sich das Buch gut beschreiben. Schockierend wäre ein anderes Wort das mir dazu einfallen würde. Die Spannungshöhepunkte haben mich jedes mal aufs neue geschockt zurückgelassen. Manchmal musste ich das Buch aus der Hand legen und manchmal habe ich direkt das nächste Kapitel verschlungen. Ich wollte einfach dringend wissen wie das ganze ausgeht. Am Ende war ich entsetzt. Wenn das Buch eines nicht ist, dann vorhersehbar!

Mein einziger Kritikpunkt ist der, das ich etwas brauchte um mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Die Spannung im ersten Kapitel baut sich erst nach einigen Seiten auf, was im Gesamtpaket zwar nicht schlimm ist, aber vermutlich den ein oder anderen Leser langweilen könnte, da Moriguchi beispielsweise viel zu lange über Michkartons schwafelt. Diese kritisieren oder thematisieren von teilweise banalen Dingen, hat mich am Anfang doch recht verwirrt.

Abschließende Meinung: "Geständnisse" ist wie ein Puzzle in Buchform. Mit jedem Kapitel bekommen wir mehr Einzelheiten, die ein stimmiges Gesamtergebnis erzeugen. Wer auf Bücher mit ausgearbeitete Charaktere und vielen schockierende Twists steht, ist hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse! Man sollte sich aber auch auf Gesellschaftskritik einstellen, denn diese wird hier recht groß geschrieben. Im allgemeinen kann ich jedem Thriller Fan nur empfehlen dieses Buch zu lesen! Es fühlte sich irgendwie so realitätsnah an, da die Charaktere so unfassbar menschlich und greifbar beschrieben wurden. Von mir gibt es daher verdiente 4 von 5 Sterne.