Rezension

Schockierend und fesselnd!

Ich bin böse - Ali Land

Ich bin böse
von Ali Land

Bewertet mit 5 Sternen

Titel: Ich bin böse 
Autor: Ali Land 
Verlag: Goldmann 
Genre: Psychologischer Spannungsroman 
Seitenanzahl: 352 
Preis: € 9,99 [D], € 10,30 [A] 
ISBN: 978-3-442-48456-0 

Inhalt 

Die 15-jährige Milly wächst schwer traumatisiert in einer Pflegefamilie auf. Eine neue Identität soll alle Spuren zu ihrer Vergangenheit verwischen. Denn Milly ist die Tochter einer Serienmörderin. Und diese konnte nur gefasst werden, weil Milly der Polizei entscheidende Hinweise gegeben hatte. Jetzt wird ihrer Mutter der Prozess gemacht, und Milly wird plötzlich von Gewissensbissen heimgesucht. In ihrer Pflegefamilie findet das Mädchen keine Unterstützung, um diese schwere Zeit zu überstehen – im Gegenteil: Phoebe, die leibliche Tochter, hasst Milly von ganzem Herzen und versucht mit allen Mitteln, ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und damit weckt sie in Milly eine verborgene Seite. Eine böse Seite. Denn Milly ist die Tochter ihrer Mutter … 
(Quelle: Random House) 

Meine Meinung 

„Neuer Name. Neue Familie.
Glänzendes.
Neues.
Ich.“ (S. 16)

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, denn vom Titel und Klappentext her hat es mich sofort angesprochen. Ich liebe Psychothriller und Romane, die sich mit der menschlichen Psyche befassen. 
Das Buch habe ich innerhalb von zwei Tagen gelesen, da ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Rezension zu schreiben fiel mir etwas schwer, da das Thema doch ein sehr schwieriges ist. 
Das Buch startet direkt rasant und bleibt es auch. Nicht sofort wird erzählt, was mit Milly vor ihrem Gang zur Polizei geschehen ist. Das erfährt man immer stückchenweise. Und das macht den Bann aus. Denn man möchte wissen, was passiert ist, was passieren wird und kann aus diesem Grund das Buch nicht zur Seite legen. Es ist wie ein Puzzle, erst am Ende fügt sich alles zusammen. 
Hier möchte ich auch eine Warnung aussprechen. Denn das Buch ist nichts für zartbesaitete Leser. Zunächst dachte ich die Mutter sei „nur“ eine Serienmörderin (versteht mich nicht falsch, das ist natürlich schrecklich, aber ich lese oft Thriller und oft kommen dort Serienmörder vor. Die schrecken mich nicht mehr ab). Jedoch ist diese Serienmörderin auch noch pädophil. Was genau mit den Kindern passiert, wird nicht genau beschrieben, aber angedeutet. Und das reicht auch aus, um zu verstehen, wie schrecklich das alles ist und war. Also wenn man das Buch lesen möchte, muss man auch mit solchen Themen „zurechtkommen“. Damit meine ich natürlich nicht gut heißen. Ich musste öfters mal inne halten, da ich einfach geschockt war. Das Thema um Kinderschänder ist ein sehr schwieriges Thema. Da wir aber nicht aus der Perspektive der Täterin, sondern dem Opfer Informationen bekommen, wird nichts verharmlost, sondern aufgezeigt, wie schrecklich und falsch das ist. Aber diese Informationen machen nicht den Hauptteil des Buches aus. In dem Buch geht es um das Danach. Wie sich Milly weiter entwickelt, als sie aus den Fängen der Mutter entkommen konnte. 
Milly lebt nun in ihrer neuen Familie, hat aber Schuldgefühle gegenüber ihrer Mutter. Einerseits hat diese Milly unglaubliche Dinge angetan, aber andererseits ist sie nun mal ihrer Mutter. Das Verhältnis von Kindern gegenüber Eltern, die sie quälen ist schwierig. Sie empfinden Hass, aber auch Liebe und Verbundenheit. Und aus diesem Grund empfindet Milly auch Schuldgefühle, da sie ihre Mutter verraten hat. 

„Am meisten interessiert mich der Abschnitt über Kinder von Psychopathen. Die Verwirrung, die ein Kind empfindet, wenn Gewalt sich mit Zärtlichkeit vermischt. Anziehung und Abstoßung.“ (S. 100)

Man hat mit Milly Mitleid, möchte, dass es ihr gut geht und ist deswegen wütend auf ihre Mitschüler, die sie hänseln und verspotten. Aber natürlich wissen die Kinder nichts über Millys Vergangenheit. Doch dann sind da noch Millys Gedanken. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Milly geschrieben und so wirken ihre Gedanken noch persönlicher. Manchmal denkt sie an ihre Mutter und spricht sie mit Du an, was irgendwie gruselig wirkt. Genauso wie ihre Träume von der Mutter. Sie möchte nicht wie ihre Mutter sein, hat Angst davor, zu werden wie sie. Ihre Gedanken lassen den Leser zweifeln, welche Seite sie wählen wird. Gut, böse? Wer ist sie wirklich? Kann sie all das, was ihr angetan wurde, und angetan wird, verarbeiten? Sie hat oft Panikattacken, spürt aber auch noch eine tiefe Verbundenheit zu ihrer Mutter. Milly möchte ein neues Leben anfangen, durch die Hänseleien fällt ihr das aber schwer. Ihr Pflegevater Mike, ein Psychologe, merkt davon nichts. Und Milly möchte das auch nicht, aus Angst, dann die Familie verlassen zu müssen. Lieber kümmert sie sich selbst um ihre Probleme. Die Entwicklung von Milly ist sehr interessant und spannend. Beim Lesen hofft man, dass ihr jemand hilft und merkt, was los ist. Die Spannung wird immer aufrecht erhalten und hat nie einen Dämpfer. Es geschehen Überraschungen und Wendungen, die der Leser nicht erwartet. Milly ist nicht hilflos, sie weiß sie zu helfen. 
Das Buch ist sehr faszinierend. Wie ein Verkehrsunfall, an dem man nicht vorbeischauen kann. Einerseits ist man beim Lesen zutiefst schockiert, aber auch gefesselt, man möchte nicht aufhören zu lesen, möchte wissen was als nächstes passiert. Man wird von der Geschichte gepackt. Die Geschichte fasziniert und schockiert zugleich. Man möchte zum Ende kommen, hat aber auch Angst davor. 
Milly hat viele Gegner und da der Leser weiß, wer ihre Mutter ist, malt man sich viele Dinge aus, die geschehen könnten, wird dann aber dennoch überrascht. Auch von den anderen Charakteren. Sie sind nicht nur oberflächlich beschrieben, sie haben alle zwei Seiten, handeln anders, als erwartet. 
Der Schreibstil ist sehr besonders. Zu Beginn war er noch ungewohnt, aber schnell habe ich mich damit angefreundet. Manchmal sind es normale Berichte von dem, was passiert. Dann plötzlich sind Millys Gedanken abgehackt, kurz und durcheinander. Dieser Schreibstil gibt dem Buch das gewisse Etwas. Das Geschehen wirkt nah und real. Man ist mitten in Millys Kopf, weiß aber dennoch nicht alles. Einiges wird angedeutet, aber erst am Ende ergeben einige Andeutungen einen Sinn. 
Ali Land selbst hat Psychologie studiert und das merkt man. Die Geschichte ist einfach so interessant und ich möchte noch viel mehr von ihr lesen. Das Buch zeigt auf, was Kinder tun können, wenn sie in schweren Verhältnissen aufwachsen. Ich finde die Informationen zur Psyche sehr spannend, dennoch ist es natürlich grausam. Das Buch behandelt ein schockierendes, verstörendes und grausames Thema. Auch wenn man es natürlich niemanden wünscht, weiß man, dass solche Dinge leider wirklich geschehen.

„Und ich sehne mich danach, die Worte von ihr zu hören: Du bist nicht wie deine Mutter.“ (S. 174) 
Fazit 
Ich bin böse ist ein packender und spannender Roman, der mich schockiert und fasziniert hat. Ich kann das Buch absolut jedem empfehlen, der gerne psychologische Romane liest und auch mit schwierigeren Themen zurechtkommt. 

Ich danke dem Bloggerportal und dem Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar! 

https://sternenbrise.wordpress.com/2017/02/21/rezension-ich-bin-boese-al...