Rezension

Schön ...

Die erstaunliche Wirkung von Glück - Susann Rehlein

Die erstaunliche Wirkung von Glück
von Susann Rehlein

Bewertet mit 5 Sternen

 Dorle wohnt im Souterrain eines herrschaftlichen Hauses. Soziale Kontakte hat sie nur wenige, eigentlich ist da nur Joe, der ihr regelmäßig die Kristalle bringt, die sie zusammensteckt, damit später daraus Kronleuchter werden. Die anderen Hausbewohner halten sie offenbar für die Concierge, nur weil das an ihrer Wohnungstür steht. Um ihre Ruhe zu haben, erfüllt sie die Aufgaben, die an sie herangetragen werden, macht Besorgungen, putzt und bügelt. Bis sie eines Tages von Frau Sonne, einer der Hausbewohnerinnen, ein verlockendes Angebot erhält, das sie zwingt, über mehr als einen Schatten zu springen.

Nach „Auch die Liebe hat drei Seiten“, meinem Überraschungshighlight des Jahres 2013, hat Susann Rehlein wieder einen Roman mit einer besonderen Protagonistin veröffentlicht. Dorle erinnerte mich öfter an Lisbeth, ist aber eine ganz eigene Persönlichkeit mit einer eigenen Geschichte. Dorles Kindheit war nicht die beste, doch nun hat sie sich mit ihrem Leben arrangiert, auch wenn sie sich manchmal ärgert, dass Andere versuchen, über sie zu bestimmen. Doch sie hat gelernt, dass es besser ist, zu tun, was man ihr sagt, denn dann hat sie schneller wieder ihre Ruhe. Doch ist es wirklich besser?

Dorle mochte ich sofort, die anderen Charaktere des Romans machen es einem etwas schwerer (und manche wird man bis zum Ende nicht mögen). Joe z. B. ist ein Zappelphilipp, er mag Dorle sehr, überfordert sie aber manchmal. Frau Sonnes Angestellte (oder Gesellschafterin?) Henriette Schräubchen gefällt mir fast am besten, sie ist schon rein optisch besonders und hat dazu noch eine sehr direkte Art. Richtig gut gefallen haben mir auch zwei Herren eines Escort-Service, die beide zwar schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben, aber immer noch ziemlich quirlig sind. Man sieht, nicht nur Dorle, auch die anderen Charaktere sind besonders, zum Teil herrlich skurril, wenn auch manchmal etwas überspitzt dargestellt.

In Manchem überspitzt ist auch die Geschichte, man sollte sie nicht ganz ernst nehmen, sie nicht mit der Realität messen. Sie bietet aber viel Nachdenkenswertes und so manche Lebensweisheit und kann nicht nur Dorle, sondern auch dem Leser Glücksmomente schenken – man muss sich allerdings schon auf sie einlassen können. Der Roman weckte einige Emotionen in mir, ich musste schmunzeln, machmal regelrecht lachen, denn Susann Rehlein hat einige wirklich sehr humorvolle Szenen geschrieben, an anderer Stelle habe ich mit Dorle gelitten, sie angespornt, mich mit ihr geärgert.

Ein schöner Roman, dem ich viele Leser wünsche und den ich uneingeschränkt weiterempfehle. Ich freue mich schon auf weitere Romane Susann Rehleins.