Rezension

Schön anzusehen, aber das ausprobierte Rezept hat nicht funktioniert

Herzhaft vegetarisch - Iris Lange-Fricke, Stefanie Nickel

Herzhaft vegetarisch
von Iris Lange-Fricke Stefanie Nickel

Ich bin zwar bei Weitem keine Vegetatierin, ertappe mich aber immer öfter dabei, dass ich auch mal Lust habe, etwas Deftiges, Herzhaftes ohne Fleisch zu essen. Bislang hatte ich dazu aber keine guten Rezepte gefunden, denn meist fehlt mir dabei dann - so blöd das auch klingen mag - so etwas wie Speck- oder Röstaroma.

Herzhaft Vegetarisch schien mir also einen Blick wert zu sein. Ein bisschen sauer stößt mir aber schon das Vorwort auf, das mit Sätzen wie "Wir präsentieren deftige, vegetarische und vegane Gerichte für den herzhaften (Männer-)Geschmack, bei denen Frauen aber ebenso auf ihre Kosten kommen" versucht, sich vor allem an die männliche Bevölkerung zu richten. Muss das sein? Das ist wieder dieses "Frauen essen Salat, Männer brauchen Fleisch"-Klischee, das mir ganz schön auf die Nerven geht.

Die Rezeptseiten selbst sind wiederum äußerst ansprechend aufgemacht. Appetitliche Fotos, bei denen man manchmal zweimal hinsehen muss, um sicher zu gehen, dass sie wirklich vegetarisch sind. Ist das da nicht Fleisch oder Speck? Ach nein, das muss der Tofu sein. Mmhhh, sieht echt lecker aus. Mir gefällt auch, dass nahezu jedem Rezept eine ganze Doppelseite samt Food Foto gewidmet wird. So kann man nach Herzenslust stöbern, bis einem das Wasser im Mund zusammenläuft.

Gut finde ich auch, dass hier einige Rezepte drin sind, die sich nach einem langen Arbeitstag schnell zubereiten lassen, zusammengefasst unter Quick & Easy. Auch findet sich oft eine vegane Alternative zu bestimmten Milchprodukten oder Tipps, wie man ein Gericht noch ergänzen oder aufpeppen kann. Insgesamt gibt es acht Rezeptkategorien:

  1.     Burger, Sandwiches & Wraps
  2.     Pasta & Pizza
  3.     Klassiker in der Veggie-Variante
  4.     Grillen
  5.     Quick & Easy
  6.     Angeber-Rezepte
  7.     Salate
  8.     Suppen & Eintöpfe

Schade ist, dass ausgerechnet das Rezept, das ich ausprobiert habe, überhaupt nicht funktioniert. Als hätte es nie jemand gekocht, bevor es abgedruckt wurde. Dabei handelt es sich um das Bohnen-Süßkartoffel-Chili (Seite 184), das ich für eine große Feier zubereiten wollte. Glücklicherweise habe ich es vorher einmal getestet. Currypaste, Tomatenmark und Kreuzkümmel in einem Topf anbraten? Ohne Öl oder ähnliches? Das ist sofort verbrannt, trotz niedriger Temperatur, also noch einmal von vorne. Einen ganzen Esslöffel rote Currypaste? Ich esse ja gerne scharf, aber nicht jeder meiner Gäste verträgt ein SO scharfes Gericht. Die Mengenangabe für die Gemüsebrühe? Reicht bei der Menge an Gemüse hinten und vorne nicht. Auch sind die Süßkartoffeln nicht nach 10 Minuten in Brühe gar. Mit viel Trickserei und Nachbesserungen konnte ich das Gericht dann retten, das hatte mit dem ursprünglichen Rezept aber nichts mehr zu tun. Sehr schade.

Die Aufmachung des Buches gefällt mir also ausgesprochen gut: Textlayout, Aufteilung und Food Fotos sind stimmig und wirklich schön anzusehen. Aber das an Männer gerichtete Vorwort und die Tatsache, dass ich mich nicht auf das Rezept verlassen konnte, hinterlassen dann doch einen bitteren Beigeschmack - so bitter wie angebranntes Tomatenmark.

(c) Books and Biscuit