Rezension

Schön traurig, aber auch voll mit Humor

Für immer ist die längste Zeit - Abby Fabiaschi

Für immer ist die längste Zeit
von Abby Fabiaschi

Bewertet mit 5 Sternen

Maddy, die Ehefrau von Brady und Mutter der siebzehnjährigen Eve ist vom Dach der Bibliothek gestürzt und schaut nun vom Himmel aus auf ihre Familie herab. Schnell merkt sie, dass sie auch von oben Einfluss auf ihre Liebsten haben kann. Sie möchte, dass es den beiden wieder besser geht. Und vor allem, dass es eine neue Frau für die beiden gibt. Da kommt ihr die Grundschullehrerin Rory gerade recht.

Erzählt wird dieses Buch aus verschiedenen Perspektiven, jeweils in der Ich-Form. Jedes Kapitel ist in drei Abschnitte geteilt. Zunächst kommt Maddy zu Wort, dann Eve und zum Schluss Brady. Die Geschichte ist sehr traurig. Allerdings enthält sie auch viel schwarzen Humor, wodurch es manchmal etwas bissig wirkt. Vor allem Maddies Teil ist sehr unterhaltsam. Mit der Zeit wird auch Eve etwas bissiger. Aber das Buch ist auch sehr hoffnungsvoll. Als Leser erlebt man mit, wie die Hinterbliebenen langsam mit der Situation klar kommen und die Vergangenheit reflektieren.

Schön finde ich, das Maddy Tagebuch geführt hat und das Eve und Brady abwechselnd darin lesen. So erhält der Leser Einblicke in Maddies Gefühlswelt. Und merkt, wie unzufrieden sie war. Denn in ihren Passagen reflektiert und beeinflusst sie hauptsächlich das Handeln ihrer Lieben.

Eve wirkt für ihre siebzehn Jahre sehr erwachsen. Schon vor dem Tod ihrer Mutter. Sie ist recht intelligent und dies spiegelt sich in ihrem Charakter wider. Ich fand ihre Entwicklung in Laufe der ersten Monate nach dem Tod ihrer Mutter sehr schön anzusehen. Doch die größere Entwicklung macht definitiv Brady durch. Er erkennt endlich, dass er in den letzten Jahren zu einem Arbeitstier geworden ist und was ihm dadurch zu Hause entgangen ist. Anfangs war er mir sehr unsympathisch. Ein eigenbrötlerischer, trinkender, stänkernder Ekel. Doch mit seiner Entwicklung, entwickelte sich meinerseits eine Sympathie.

Die Darstellung der Charaktere war sehr realistisch, dass vor allem die Gefühle der Protagonisten im Fokus standen, fand ich hier gut. Als Leser erlebt man mit, wie sich Eve und Brady Vorwürfe machen und sich das Hirn zermartern, wieso Maddy gesprungen ist.

Der Schreibstil von Abby Fabiaschi gefällt mir sehr gut. Er ist leicht zu lesen und irgendwie hat er was Anziehendes an sich. Die Mischung aus traurig und humorvoll ist ihr sehr gut gelungen. Auch die teils bissigen und sarkastischen Einschübe waren wunderbar.

Ich hatte ein gutes Buch erwartet und war überrascht, wie gut es ist. Ich habe überhaupt nichts auszusetzten und fand vor allem das Ende sehr, sehr gut! Deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sterne.

Sehr gefallen hat mit folgender Satz (S. 340): „Wut ist bloß ein Anker, der dich daran hindert, voranzukommen.