Rezension

Schöne Stimmung, aber wenig Substanz

Woman in Cabin 10 - Ruth Ware

Woman in Cabin 10
von Ruth Ware

Bewertet mit 3 Sternen

Lo darf als Reisereporterin an der Jungfernfahrt eines neuen Luxuskreuzfahrtschiffes teilnehmen. Doch der Traum wird schnell zum Albtraum, als ihre Kabinennachbarin verschwindet und ihr niemand glauben will, dass sie überhaupt je an Bord war…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive der Protagonistin Lo erzählt. Lo macht in diesem Buch vieles durch, schon bevor die Story wirklich losgeht, wird in ihre Wohnung eingebrochen und Lo wird dabei verletzt. So ist sie bereits ziemlich paranoid, als sie das Schiff zum ersten Mal betritt, und das Verschwinden der jungen Frau aus der Kabine nebenan hilft da natürlich nicht weiter. Ich hatte allerdings meine liebe Mühe, mich mit Lo anzufreunden. Das erste, was man über sie erfährt ist, dass sie ein ziemliches Alkoholproblem hat. Die Nächte, in denen sie nicht stockbesoffen im Bett landet, lassen sich an einer Hand abzählen. Ihre Arbeit scheint sie auch nicht wirklich zu interessieren. Sie erhält eine grosse Chance, nutzt sie aber nicht im Geringsten. Sie bereitet sich weder auf die Kreuzfahrt vor, noch unternimmt sie an Bord etwas im weitesten Sinne "reisejournalistisches". Dafür ist sie gut im Jammern, richtig nervig.

Während die Autorin Ruth Ware sehr geschickt eine unheimliche, klaustrophobische Stimmung aufbaut, hat die Handlung an sich doch recht wenig Substanz. Sehr viel passiert nicht, und der Hintergrund des Ganzen lässt sich schnell durchschauen. Die Geschichte lebt fast ausschliesslich von den Ängsten der Protagonistin, die anderen Figuren tragen nur wenig zur Handlung bei. Zudem läuft die Geschichte über lange Strecken hinweg sehr repetitiv ab. Jemand äussert eine Vermutung, wer die verschwundene Frau sein könnte, Lo sucht sie auf, sie ist es nicht. Sie äussert aber eine Vermutung, wer es stattdessen sein könnte, Lo sucht sie auf, und so weiter.

Zwischen den einzelnen längeren Handlungsabschnitten wird die Geschichte durch E-Mails und Zeitungsmeldungen unterbrochen, die meist nach dem jeweiligen Zeitpunkt der Haupthandlung spielen und mich daher zunächst etwas verwirrt hatten. So fragt beispielsweise Los Freund in ihrem Bekanntenkreis nach, ob jemand etwas von ihr gehört habe, da sie schon seit Tagen nicht auf seine Nachrichten reagiere, während Lo in der Haupthandlung erst vor wenigen Stunden zu Hause abgereist ist.
 

Mein Fazit

Schöne Stimmung, aber wenig Substanz