Rezension

Schöne Urlaubslektüre

Brennender Midi - Cay Rademacher

Brennender Midi
von Cay Rademacher

Bewertet mit 4 Sternen

Die Strafversetzung aus Paris in die beschauliche Provence wurmt Capitaine Roger Blanc immer noch, aber inzwischen hat er sich in seiner alten Mühle eingerichtet und fasst auch in der Gendarmerie Fuss. Die langen Sommerferien sind zu Ende, die berühmt-berüchtigte Massenrückkehr, la rentrée ist in vollem Gang, da wird ein Flugzeugabsturz gemeldet. Eine kleine Propellermaschine der Ausbildungsbase ist im Landeanflug zerschellt und ausgebrannt. Für den jungen Piloten, der kurz vor der Abschlussprüfung stand, kommt jede Hilfe zu spät.
Es gibt nicht viele Zeugen, die meisten nicht zuverlässig, so wie die im Dorf als Hexe verrufene  Madame Douchy, die von einem teuflischen grünen Licht faselt.
Roger Blanc zweifelt an einem Unfall, besonders als ein-zwei Tage später die Leiche eines Landarbeiters an fast der gleichen Stelle gefunden wird. Aber wie immer in seinen Fällen, hat er mit den Vorgesetzten, der Staatsanwaltschaft und vor allem mit politischen Interessen zu kämpfen, von denen keiner an einer echten Aufklärung interessiert scheint.
Die Provence ist ein malerischer Hintergrund für den Autor Cay Rademacher, der selbst dort ein Domizil gefunden hat. Die Liebe zu dieser Landschaft ist auch in den Beschreibungen zu spüren. Mit dem Capitaine Roger Blanc hat der Autor auch eine Hauptfigur geschaffen, wie sich deutsche Leser gern einen französischen Polizisten vorstellen: Sportlich und braungebrannt, einem amourösen Abenteuer nicht abgeneigt (ausgerechnet mit der Frau des Politikers, der für seine Strafversetzung verantwortlich ist) aber auch unbestechlich und ein echter Kumpel für seine Kollegen.
Der Krimi präsentiert sich recht spannend und sogar aktuell, die Terrorattentate werden thematisiert und die Konflikte der jungen Muslime, die nach ihren Wurzeln suchen, spielen eine Rolle. Warum aber der tragische, durch den Co-Piloten ausgelöste Airbus-Absturz in den Alpen ständig zitiert werden muss, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Dass Roger Blanc den balkendicken Hinweis einer Zeugenaussage  - der jedem Leser sofort ins Auge springt - aber erst ganz zum Schluss aufgreift, ist der Dramaturgie des Krimis geschuldet.
Wer gerne deutsche Krimis liest, die in schönen südlichen Urlaubsregionen angesiedelt sind, die den Charme und die Atmosphäre dieser Landschaften genießen möchten und sich dabei mit spannenden Fällen unterhalten lassen, für diese Leser ist der „neue Rademacher“ eine echte Empfehlung.