Rezension

Schöner historischer Familienroman

Die Rosen von Montevideo - Carla Federico

Die Rosen von Montevideo
von Carla Federico

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Rosa blickte sich verzweifelt um, las in den Gesichtern, die auf sie gerichtet waren, jedoch nur Tadel."

Uruguay 1843. Die junge Rosa de la Vegas hat es nicht einfach. Ihre Mutter ist gestorben, ihre Tanten schikanieren sie nur rum und ihr Vater will sie mit einem Mann verheiraten, der sogar noch älter ist als er selbst. Deshalb beschließt Rosa wegzulaufen. In den Straßen Montevideos fühlt sie sich seit langem wieder frei. Bis sie plötzliche von einer Gruppe Männern festgehalten und verschleppt wird. Gerettet wird sie durch das Auftauchen von Albert Gothmann. Der Frankfurter Bankierssohn wurde durch sein Fernweh nach Montevideo getrieben und hat beobachtet, wie die Männer versuchen Rosa zu verschleppen. Mit etwas Glück können die beiden unversehrt fliehen. Und obwohl sie so unterschiedlich sind – Rosa ist mutig, emotional, abenteuerlustig, Albert typisch deutsch, zurückhaltend und anständig - ist es Liebe auf den ersten Blick. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lässt sich auch Rosas Familie davon überzeugen, dass die beiden heiraten sollen. Schließlich können die de la Vegas so ihre Handelsbeziehungen nach Europa ausbauen und ihr Vermögen vergrößern. 
Rosa folgt ihrem Mann also nach Deutschland, aber nur unter der Bedingung, dass sie bald auch wieder nach Uruguay zurückkehren. Doch als die beiden bei Alberts Familie in Frankfurt ankommen, ändern sich die Pläne schnell. Alberts Vater ist gestorben, Albert muss nun das Familienunternehmen leiten und statt ihm fährt sein Bruder Carl-Theodor nun nach Montevideo. Und Rosa? – Die kämpft nun erneut um ihre Freiheit. Von ihrer Schwiegermutter wird sie nicht akzeptiert, ihre Schwägerin stellt ihr gemeine Fallen und in der Frankfurter High Society fühlt sie sich unwohl und missverstanden. Auch das deutsche Klima mit den kalten Wintern macht ihr zu schaffen… und Albert hat wegen seiner Arbeit auch keine Zeit mehr für Rosa. Dann wird Rosa schwanger und bekommt ein Töchterchen. Ob das ihr Leben verbessern kann?
Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Der erste berichtet von Rosa und Albert. Im zweiten folgen wir Valeria, Rosas Tochter, und ihrer Cousine Claire zurück nach Montevideo, wo sie auch zahlreiche Abenteuer erleben und überstehen müssen. Und der letzte Teil handelt von Tabitha und Carlota, den Töchtern von Valeria. (Ok, eigentlich gibt es quasi noch einen 4. Teil – denn der Prologe erzählt kurz von Rosas Mutter). Alle Frauen kämpfen um ihre Freiheit, ihr Leben so zu leben, wie sie es möchten. Sie kämpfen um ihre Liebe, denn mit ihren Partnern haben sie es nicht immer einfach. Und sie müssen sich alle mit ihren Familienschicksal auseinander setzen. Und auch die Geschichte spielt natürlich eine wichtige Rolle: in Deutschland leiden die Gothmanns unter der Märzrevolution und der Nationalversammlung in Frankfurt. Und in Uruguay ist der Tripel-Allianz-Krieg von Argentinien, Brasilien und Uruguay gegen Paraguay allgegenwärtig. 
Ein toller Roman, der beim Lesen echt Fernweh auslöst. Zu gerne wäre ich mit den Hauptcharakteren durch die Straßen von Montevideo gelaufen und hätte mir das bunte Treiben dort angesehen. In einigen Rezensionen habe ich zwar gelesen, dass viele die wiederholenden Elemente des Romans doof fanden (will ich jetzt nicht alles verraten, damit nicht gespoilert wird), aber das hat mich eigentlich weniger gestört. Nachdem ich mich die Geschichte so sehr gebannt hatte, fand ich es eher enttäuschend, dass dann auf den letzten 20 Seiten alles schwuppdiwupp Richtung Happy End gebogen wurde. Und auch Claire, die ich am Anfang total sympathisch fand, hatte sich dann total zum Negativen gewandelt… das fand ich sehr schade. Aber sonst war es wirklich ein tolles Lese-Erlebnis, das Lust auf mehr von Carla Federico macht.