Rezension

Schöner Roman mit Krimielementen

Lady Liberty - Annabelle Tilly

Lady Liberty
von Annabelle Tilly

Bewertet mit 4 Sternen

1885: Camille St. Laurent traut ihren Ohren kaum - der Verleger einer französischen Zeitung, ermöglicht ihr die Überfahrt nach Amerika, um von dort als Korrespondentin über den Aufbau der Freiheitsstatue zu schreiben. Kaum dort angekommen, wird ihr allerdings der Journalist Patrick zur Seite gestellt. Was sie anfangs etwas irritiert, entwickelt sich zu einer harmonischen Zusammenarbeit und schon bald erobert der charmante Ire Camilles Herz. Als New York von grausamen Morden erschüttert wird, die scheinbar in Zusammenhang mit dem Bau der Lady Liberty stehen, begeben sich die beiden auf Spurensuche und geraten dabei in Lebensgefahr...

Vorweg: das Buch hat mir sehr gut gefallen.  
Die Autorin hat fiktive Figuren und echte historische Persönlichkeiten in ihrer Geschichte verwoben und so, zusammen mit der Kulisse des Aufbaus der Freiheitsstatue eine realistische Atmosphäre erschaffen, die mich schon auf den ersten Seiten vereinnahmt hat.  
Die beiden Protagonisten, aus deren Blickwinkeln abwechselnd durch die Handlung geführt wird, sind sehr bildhaft charakterisiert. Ganz besonders Patrick, mit seinem Humor und dem unwiderstehlichen Charme, habe ich schnell ins Herz geschlossen. 
Camille stellte sich bereits in den ersten Kapiteln als eine starke, eigenwillige Persönlichkeit heraus, die sich für Frauenrechte und Emanzipation einsetzt.
Doch leider gab es neben vielen guten Seiten auch einige Unstimmigkeiten. Zum einen wunderte ich mich, dass Camille, als unverheiratete junge Dame aus adligen Kreisen, ohne die zu der Zeit übliche Anstandsdame, in Gesellschaft fremder Männer durch die Gegend zog. Sicher sollte hiermit ihre Unabhängigkeit und ihre strickte Ablehnung von Bevormundung herausgestellt werden, aber es kam mir doch recht ungewöhnlich vor.  
Auch die Direktheit, mit welcher die Protagonistin einige Erlebnisse in ihrer Vergangenheit ohne zu Zögern ausplauderte, war für mich überraschen, da so etwas in dieser Zeit vermutlich undenkbar und unhöflich gewesen wäre.  
Ich fand leider auch die Dialoge manchenteils sehr gestelzt, steif und holprig. Dies fiel besonders auf, da der Rest der Handlung, also Beschreibungen der Handelnden, der Umgebung oder einfach die Gedanken der Protagonisten, sehr fließend geschrieben ist. 
Allerdings macht der eben erwähnte leichte Schreibstil und der eingängige Erzählton einiges von den kleinen Mankos wieder wett.  
Ich muss hierzu sagen, dass sich das Buch sehr schnell gelesen hat und ich für die fast vierhundert Seiten nicht einmal einen Tag gebraucht habe.  

Ich möchte daher vier von fünf Sternen vergeben.  
Das Buch ist gelungen, doch die eine oder andere kleine Unstimmigkeit hat mich etwas gestört.  
Ansonsten wirken in "Lady Liberty" viele sympathische Charaktere mit und lassen den Leser an den teils fiktiven, teils historisch belegten Ereignissen rund um den Bau der Freiheitsstatue teilhaben.