Rezension

schöner Schreibstil, spannende Handlung und neue Fantasyelemente

Nosferatu. Vom Vollmond geweckt - Barbara J. Zister

Nosferatu. Vom Vollmond geweckt
von Barbara J. Zister

Bewertet mit 5 Sternen

Josefine musste lernen, dass sich in einer Nacht wirklich alles ändern kann. Während sie vorher Mitglied einer angesagten Clique in der Schule war, versteckt sie sich nun in einem dunklen Keller, sobald es draußen dunkel wird. Niemand soll von ihrem Geheimnis wissen.

Als sie auf den Skater Mad trifft, scheint endlich die Möglichkeit da, wieder etwas Normalität in ihren Alltag zu bekommen. Doch kann sie sich problemlos mit einem Jungen treffen, ohne ihm zu sagen, was wirklich in ihr schlummert? Und als wären das noch nicht genug Schwierigkeiten, gerät Josefine zwischen die Fronten der Nosferatu und ihrer Gegner.

 

Josefine, die von allen nur Finny genannt wird, hatte sich ihr Leben selbst wohl auch anders vorgestellt. Die Schule abschließen, eine Beruf finden, der zu ihr passt, mit Freunden was unternehmen und die große Liebe finden. So oder so ähnlich sehen wohl viele Lebenspläne aus, doch für Finny kommt alles anders. Sie ist ein Nosferatu, ein Rattendämon, der durch den Mond erweckt wird. Sobald es dunkel wird, versteckt sie sich, um ihrer neuen Natur zu entgehen. Doch das ist noch nicht alles, was in ihr steckt. Im Verlauf des Buches lüften sich weitere Geheimnisse, die Finny vor die große Wahl stellen: auf welcher Seite steht sie? Wen wird sie unterstützen? Welche Macht in ihr ist die Stärkere?

Auch Mad steht zwischen den Stühlen, Finny wächst ihm immer mehr ans Herz, doch eigentlich sollte er sich von ihr fern halten. Auch für ihn beginnt eine schwierige Zeit mit vielen Herausforderungen.

Die Mischung der Charaktere gefällt mir sehr gut. Es gibt ganz unterschiedliche Charaktere, die immer wieder neue Facetten mit reinbringen.

 

Der Schreibstil ist sehr angenehm, ich habe mich sofort mitgenommen gefühlt in Finnys Welt. Durch die Ich-Perspektive der Protagonistin bekommt man als Leser einen sehr detaillierten Blick auf ihre Gedankengänge. Man ist immer mit dabei und erlebt hautnah die innere Zerrissenheit von ihr. Es schlagen zwei Herzen in ihrer Brust und keiner Macht kann sie sich so richtig entziehen. Auch emotional ist es nicht immer leicht für Finny, es stürzen viele Gefühle auf sie ein, die sie teilweise gar nicht richtig einordnen kann. In kürzester Zeit steht ihre Welt Kopf, die Ereignisse überschlagen sich und es bleibt nicht immer ausreichend Zeit, sich den Plan bis zum Ende zu durchdenken. So ist Finny immer wieder auf Glück, die Umsichtigkeit der anderen oder vielleicht auch ein wenig überirdischen Beistand angewiesen.

Die Handlung ist sehr spannend und turbulent. Eine Flucht jagt die nächste, immer mit der Gefahr im Nacken und der stetigen Frage, wohin sie eigentlich gehört, versucht Finny ihren Weg zu finden. Dabei stößt sie manchmal auch den wenigen Menschen vor den Kopf, die gern für sie da sein wollen.

Richtig große Ruhephasen gibt es nicht, nur kleinere Szenen zwischen den actionreichen Passagen, in denen Finny auch versucht, sich über ihre Empfindungen für Mad klar zu werden.

Sehr interessant und abwechslungsreich ist die Mischung aus Realität und Fantasywelt. Sprechende Ratten, Nosferatu und die Jäger, die die Ausbreitung der Rattendämonen unterbinden wollen, befinden sich in einer ganz normalen deutschen Großstadt. Der Alltag um sie herum läuft weiter und viele Menschen ahnen nicht, was direkt neben ihnen vor sich geht.

Das Ende kam mir persönlich dann fast etwas zu zügig. Es ist zwar passend und stimmig, doch hätte ich mir noch eine halbe Seite mehr gewünscht, damit nicht ganz so viele Fragen offen bleiben, wie es nun weiter geht. Hier darf man sich als Leser einfach selbst ein Bild machen und den eigenen Gedanken freien Lauf lassen, was natürlich auch schön ist.

 

Eine spannende Geschichte, mit interessanten und für mich neuen Fantasyelementen, die sich in einem Rutsch lesen lässt.