Rezension

Schönes, lustiges Kinder-/Jugendbuch über Freundschaft

Winston 1: Ein Kater in geheimer Mission - Frauke Scheunemann

Winston 1: Ein Kater in geheimer Mission
von Frauke Scheunemann

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Rassekater Winston ist entsetzt: Seine geliebte Olga, Haushälterin bei ihm und seinem Herrchen Werner, hat ihren Job gekündigt! Stattdessen soll nun zukünftig ihre Schwester Anna den Stubentiger kulinarisch verwöhnen. Ob sie allerdings mit Olgas Kochkünsten mithalten kann? Und dann auch noch das: Anna hat eine Tochter – und mit Kindern hat’s Winston ja nun wirklich nicht so... Zu allem Überfluss ziehen Anna und Kira auch noch spontan in den Männerhaushalt ein, nachdem sich Anna von ihrem kriminellen Freund Vadim getrennt hat.

Wider Erwarten freundet sich Winston jedoch sofort mit Kira an. Die hat es nicht leicht an der neuen Schule und wird von der fiesen Leonie und deren Freundinnen gemobbt. Aber auch Winston hat ein Problem: Die hübsche Straßenkatze Odette hält nicht sonderlich viel von ihm. Als sich Kira und Winston gleichzeitig wünschen, jemand Anderes zu sein, werden sie vom Blitz getroffen und finden sich plötzlich im Körper des jeweils Anderen wieder. Fortan muss Winston das Leben eines Teenagers führen und nebenbei noch einen Kriminalfall aufklären...

Meine Meinung:
Mit „Winston – Ein Kater in geheimer Mission“ hat Frauke Scheunemann, die v. a. durch ihre Hercules-Reihe und (zusammen mit ihrer Schwester )als Anne Hertz für ihre Chick-Lit-Romane bekannt ist, zum ersten Mal ein Buch für Kinder und Jugendliche veröffentlicht. Dass hier vorrangig eine jüngere Zielgruppe ab ca. 11 Jahren angesprochen werden soll, hat mich als Erwachsene jedoch nicht weiter gestört! Da ich die Hercules-Romane sehr mag, wollte ich auch dieses Buch aus Sicht eines Haustiers unbedingt lesen und wurde nicht enttäuscht. 

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, locker und leicht. Das Buch lässt sich in einem Wisch lesen und man legt es ungern aus der Hand. Natürlich ist aber das Sprachniveau den jungen Lesern angepasst und nicht 1:1 mit den bisher von Frauke Scheunemann/Anne Hertz veröffentlichten Frauenromanen zu vergleichen. 

Jedes Kapitel hat eine eigene, auf den Kapitelinhalt hinweisende Überschrift (z. B. „In der Höhle des Löwen. Nee, falsch: In der Schule von Kira!“) und ist mit einer süßen Winston-Illustration verziert. 

Das Buch ist aus Sicht des Katers Winston geschrieben. Winston ist nicht so typisch Katze, wie ich es vermutet hätte. Zwar ist er ein bisschen snobistisch, da er eine Rassekatze ist mit einem Uniprofessor als Herrchen, kein gewöhnliches Katzenfutter isst, sondern von der Haushälterin bekocht wird, und freiwillig nicht das Haus verlässt. Aber die Katzen nachgesagte Arroganz fehlt ihm dann doch. Er hängt durchaus emotional an seinen Menschen, ist empathisch und selbstkritisch.  

Mit dem Körpertausch kommen Winston und Kira erstaunlich gut klar. Die Autorin macht es Winston relativ einfach, indem er Kiras Fähigkeiten (Lesen, Schreiben, Rechnen, Fremdsprachen usw.) ebenfalls übernimmt. Hier hätte ich mir ein paar größere Probleme gewünscht, das ging mir alles zu einfach mit dem Körpertausch. Aber ansonsten gab es ja immer noch genug Schwierigkeiten wie das fiese Mobbing durch Leonie und Vadims kriminelle Machenschaften, deshalb drücke ich mal ein Auge zu. Abgesehen von den neuen Fähigkeiten denkt Winston jedoch weiterhin wie ein Kater, ist recht naiv und weltfremd und resistent gegen jegliche Art von Ironie.

Hier treten alle Personengruppen auf, die man sich in einem Buch wünschen kann. Die beiden Protagonisten Winston und Kira, beide gutmütig, treu und mutig und dem Leser sofort sympathisch. Die fürsorgliche Mama. Der intelligente Professor, der immer eine Lösung findet. Die besten Freunde, die in der Not zusammenhalten. Die gemeine Zicke, die Kira/Winston das Leben schwer macht und dabei wirklich oberfiese Tricks anwendet. Und ein richtiger Bösewicht in Gestalt des kriminellen Vadim. Leider alles ein bisschen stereotyp, aber das hat mich bei diesem Buch nicht weiter gestört, da es ja eben in 1. Linie ein Kinderbuch ist. Schade fand ich es allerdings, dass die Erwachsenen sehr in den Hintergrund gedrängt wurden. Ich hätte gerne mehr über Anna und Werner erfahren.

Das Buch ist abgeschlossen, so wie ich es von Frauke Scheunemanns Romanen kenne. Der Grundstein wäre allerdings gelegt für eine Fortsetzung. Es bleibt also spannend, ob es noch ein weiteres Abenteuer von Winston und Kira geben wird!

Frauke Scheunemann hat mit „Winston – Ein Kater in geheimer Mission“ ein schönes Kinderbuch über Mut und den Wert echter Freundschaft geschrieben, das auch großen Lesern viel Freude bereiten wird.