Rezension

Schonungslos ehrlich

Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims - Annabel Pitcher

Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims
von Annabel Pitcher

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Jamie ist ein zehnjähriger Junge, der nur einen großen Wunsch hat: Er möchte, dass seine Mama wieder nach Hause kommt.
Mit seiner großen Schwester Jas und seinem Vater lebt er in einem Haus mit einem schönen Garten.
Seit dem Tod von Jas Zwillingsschwester Rose ist nichts mehr wie es war.
Sein Vater geht nicht arbeiten, er trinkt viel Alkohol und eines Tages ist dann die Mutter ausgezogen.
Jamie vermisst seine Mutter und versucht alles, damit sie wieder zu ihnen zieht. Als er dann an seinem Geburtstag ein Spider-Man-T-Shirt von seiner Mutter in der Post hat, ist er sich ganz sicher,
dass sie bald nach Hause kommt und er möchte ihr so gerne zeigen, wie gut ihm das Shirt steht.

Meine Meinung:
Ich konnte mir am Anfang nicht wirklich vorstellen, was mich in diesem Buch erwartet. Natürlich war mir klar, dass es sich um eine Urne auf dem Kaminsims handelt, aber ich habe mich doch gefragt wie es das Leben von Jamie beeinflusst.
Das Buch ist aus Jamie´s Sicht geschrieben. Wie er alles sieht, wie er alles erlebt und wie er sich dabei fühlt.
Rose ist schon länger tot und Jamie war noch ziemlich klein, als alles passierte. Er hat keine wirklichen Erinnerungen an sie und so versteht er auch nicht, wieso seine Eltern immer noch so darunter leiden.
Er versteht auch nicht, dass die Mutter die Familie verlässt. Erwachsene, oder vielleicht auch schon Jugendliche verstehen, dass dieser Schmerz oft Wunden und eine Leere hinterlässt, aber kein Junge, der noch nicht einmal zehn Jahre alt ist.
Auch der Vater kommt mit der Situation nicht klar, ist nicht für die Kinder da, vergräbt sich in seiner eigenen Trauer und vernachlässigt alles.
Jas, die mit ihren fünfzehn Jahren die große Schwester ist, wird zum Familienoberhaupt. Sie kümmert sich um Jamie und um ihren Vater und scheint an der ganzen Situation zu zerbrechen.
Beide Kinder leiden. Jes wegen Rose und ihren Eltern und Jamie weil er das Gefühl hat seine Eltern verloren zu haben.
Ziemlich oft habe ich den Vater verflucht... wie kann er nur? Die armen Kinder!
Das Buch wirkt durch Jamies Sicht schonungslos ehrlich und vor allem offen und neugierig.
Oftmals passt das Sprichwort: Kindermund tut Wahrheit kund.
Mir hat es sehr gut gefallen.
Es hat nur sehr wenige Seiten, war also sehr schnell zuende gelesen und trotzdem war es ein Thema, das mich sehr bewegt hat.
Doch auch neben den ganzen vielen traurigen Themen gab es Stellen die mir gezeigt haben, dass nicht alles was schlecht, oder negativ erscheint auch so negativ ist.
Die Familie lernt miteinander umzugehen, sich zu respektieren und so zu leben wie sie sind: nicht perfekt.
Eine absolute Leseempfehlung!

Fazit:
Ein ernstes und trauriges Thema von einem Zehnjähriger mit so einer witzigen und schonungslosen Ehrlichkeit erzählt, dass man oft nicht weiss, ob man lachen oder weinen soll.