Rezension

Schräg, schwarz, spannend

STRAFE
von Paula Polanski Håkan Nesser

 

„Eigentlich möchte ich das Genre Krimi verlassen“, hat Håkan Nesser einmal in einem Interview erwähnt.

„Strafe“,  sein neuer Roman, ist kein Ermittler-Krimi wie die Serie über Kommissar Van Veeteren oder die Inspektor Barbarotti-Reihe. Hier wird langsam, Stück für Stück, ein zunächst verwirrendes Spiel zu einem erwarteten, aber überraschenden Ende geführt  -  der Strafe.

Aber wer soll hier eigentlich bestraft werden?

Da erhält der erfolgreiche Schriftsteller Max Schmeling eines Tages einen Brief seines ehemaligen Schulkameraden und Lebensretters Tibor Schittkowsky mit der Bitte, etwas für ihn zu erledigen. Was Max für den todkranken Mann tun soll, werde er aus Tibors Lebensbericht erfahren. Dieses Schriftstück führt Schmeling in dessen eigene Vergangenheit zurück und lässt ihn neben Tibors Erlebnissen auch über sich selbst und die Frauen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben, nachdenken.

Als Max sich schließlich entscheidet, Tibors Wunsch zu erfüllen, gerät er in eine prekäre Lage …

 

In gewohnt schönem Schreibstil, klug und nachdenklich lässt Nesser den Leser Max begleiten und beschwört eine realistische, leicht bedrohliche Atmosphäre herauf. Der Leser ist zu keiner Zeit im Roman besser über das Geschehen informiert als der Protagonist selbst, sondern erfährt mit ihm zusammen nach und nach die Tragweite von Tibors letztem Wunsch.

Raffiniert spielt Nesser mit den Erwartungen des Lesers; er jongliert mit Erinnerungen und aktuellen Ereignissen und lässt sie schließlich mit dem zweiten Abschnitt der Geschichte zusammenfließen. In diesem Teil kommt die Mitautorin Paula Polanski zu Wort; er ist nicht weniger spannend und nervenaufreibend.

„Paula Polanski“ ist ein Pseudonym, doch wer versteckt sich dahinter? Und warum schreibt Nesser diesmal gemeinsam mit einer anderen Autorin? Der Schluss des Romans bringt schließlich Licht in die Sache.

Schräg und schwarz, ein packendes Verwirrspiel: in „Strafe“ gibt Håkan Nesser tiefe Einblicke in die menschliche Seele. 

 

An einer Einsortierung in bestimmte Genre-Schubladen liegt ihm absolut nichts. Er „ … will nur gute Geschichten schreiben.“

Und „Strafe“ erfüllt dieses Kriterium, kein Zweifel!