Rezension

Schwacher Anfang, schwaches Ende, relativ spannender Mittelteil.

Die Heimsuchung von Grayson Manor - Cheryl Bradshaw

Die Heimsuchung von Grayson Manor
von Cheryl Bradshaw

Worum geht es?

Addison Lockhart erbt von ihrer Mutter das "Grayson Manor", in dem ihre Mutter geboren und aufgewachsen sein soll. Ihr gegenüber hat sie diesbezüglich nie ein einziges Wort verloren, weshalb Addison bis zu diesem Zeitpunkt nie etwas von diesem Haus gehört hatte. Um ein bisschen Abstand zu gewinnen und um ihre Mutter trauern zu können, beschließt sie kurzerhand, nach Grayson Manor zu ziehen. Das Haus entpuppt sich als sanierungsbedürftig, wofür sie kurzerhand den Handwerker Luke Flynn anwirbt, der sich mit der Zeit mit ihr anfreundet und einer der wenigen zu sein scheint, der ihr wirklich glaubt: Addison hat nämlich von Kindheit an Visionen, die ihr die Vergangenheit oder die Zukunft zeigen. Jahrelang hatte sie ihre Ruhe vor diesem "Fluch", wie sie es selbst nennt, muss aber feststellen, dass mit dem Einzug ins Grayson Manor die Visionen wieder anfangen. Und nicht nur das. Es scheint auch ein ruheloser Geist in dem Haus sein Unwesen zu treiben...

Meine Meinung

Dieses Buch hätte wahrscheinlich einen oder zwei Sterne mehr verdient, wenn die Übersetzung besser gewesen wäre. Es haben sich leider sehr viele zu wörtlich übersetzte Sätze eingeschlichen, die dem Buch seine Dynamik und seine Authentizität nehmen. Die Figuren führen dadurch teilweise sehr gestelzte Unterhaltungen und wirken selbst unauthentisch. Ich kann vorab also schon mal sagen: Lest lieber das Original, denn ich bin mir sicher, dass der Schreibstil dort erheblich besser ist. Das zeigen allein schon die Metaphern, die sich immer wieder finden. In dieser deutschen Übersetzung sind diese leider teilweise merkwürdig übersetzt, was dem Schreibstil natürlich seinen Charme nimmt.

Nach einem sehr holprigen Start wurde das Buch jedoch besser, da ich mich immer mehr an diese Übersetzung gewöhnt und irgendwann einfach merkwürdige Sätze überlesen hatte, damit ich nicht dauernd an diesen hängen bleibe und über deren Sinn grübele. Das kann auf Dauer nämlich wirklich nervig werden und unterbricht natürlich den Lesefluss. Im Mittelteil ging das dann aber immer besser, da handlungstechnisch mehr passiert und Spannung aufgekommen ist. Da fing es dann wirklich an, dass ich weiterlesen wollte, um zu sehen, was als nächstes passiert. Obwohl es einige Stellen gab, die meiner Meinung nach bloße Lückenfüller und unnötig für die Handlung waren, wurde die Spannung immer wieder durch einige Plot Twists in die Höhe getrieben - um dann leider in einer völlig unspektakulären Auflösung zu enden, die mich nicht im Geringsten zufriedengestellt hat. Mit diesem Ende erscheint es mir sogar völlig sinnlos, dass vorher so eine Spannung aufgebaut wurde, nur, damit sie im letzten Drittel einfach verpufft.

Die Story ähnelt im Großen und Ganzen vielen anderen Horrorgeschichten, mit dem Unterschied, dass hier leider keine Gruselatmosphäre aufkommt. Spannung, ja, Gruselfaktor, nein. Hier hat man es eher mit einem Krimi mit übernatürlichen Elementen als mit einem Roman aus dem Genre Horror zu tun. Addisons Gabe fand ich im Großen und Ganzen sehr interessant, war mir aber dennoch noch ein wenig zu sehr im Hintergrund. Solche übernatürlichen Elemente glaubhaft einzubringen, stellt sich meiner Meinung nach auch immer relativ schwierig dar und ist hier auch nur teilweise gelungen. Anfangs wirkte es eher lächerlich, was sich dann aber im weiteren Verlauf des Buches etwas gebessert hat. Vollständig überzeugt wurde ich in dieser Hinsicht jedoch nicht.

Der letzte Kritikpunkt sind die farblosen Charaktere. Selbst Addison war für mich nicht wirklich greifbar, da ich ihr Handeln oft nicht nachvollziehen konnte. Manchmal ist sie grundlos ausgetickt oder hat ihre Einstellung von dem einen auf den anderen Moment ohne ersichtlichen Grund geändert. Eben hatte sie noch Angst und auf einmal ist sie furchtlos. Das war ein ziemliches Hin und her. Was wahrscheinlich wieder an der Übersetzung liegt, ist, dass sie mir auch einfach... unauthentisch vorkam. So, wie sie manchmal geredet hat, redet bestimmt keine reale Person, weshalb ich mit ihr auch nicht richtig warm werden konnte.
Bei all den anderen Personen geht es mir ähnlich. Luke ist aber die einzige Person, die noch wirklich erwähnenswert ist. Trotz der Tatsache, dass auch er manchmal "komisch" wirkt, fand ich ihn eigentlich wirklich sympathisch. Er hilft Addison, wo er nur kann, und ist stets für sie da - ein echt toller Kerl. Das einzige Manko: Er war mir hin und wieder etwas zu verständnisvoll. Er hat Addison sofort geglaubt, als sie ihm von ihrer Gabe erzählt, stellt keine Fragen, wenn sie einen Plan fasst, und vertraut ihr blind. Ist ja schön und gut, fand ich aber doch manchmal etwas zu unglaubwürdig.

Fazit

Ein Buch, dem man vielleicht mal eine Chance geben kann, aber das definitiv kein Muss ist. Man sollte sich entweder direkt das Original vorknöpfen oder sich auf eine holprige, gestelzte Übersetzung gefasst machen, die mit der Zeit zwar nicht mehr ganz so störend, aber dennoch präsent ist. Wer sich gruseln möchte und auf authentische Charaktere baut, ist hier leider falsch.
Mir hat das Buch leider nicht ganz so gut gefallen, 2 Sterne.