Rezension

Schwarz und Weiß verschwimmt

The Storyteller - Jodi Picoult

The Storyteller
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4 Sternen

Was würdest du tun, wenn sich herausstellt, dein bester Freund war ein Nazi? Man muss zuhören, um zu verstehen. Kann man überhaupt verstehen?

Eine junge Frau. Ein älterer Mann. Beide besitzen Geheimnisse, haben Komplexe, Erinnerungen die sie nicht verarbeiten konnten. Sage ist Bäckerin, Josef ihr Stammkunde. Fast jeden Tag kommt er mit seinem Hund in die Bäckerei und bestellt eines von Sages leckerem Gebäck. Nach und nach merken die beiden, dass sie gut miteinander reden können, sich gegenseitig verstehen. Es bahnt sich eine zarte Freundschaft an. Bis Josef Sage mit einer Bitte konfrontiert, die sie in einen moralischen Konflikt bringt...Sie soll ihm dabei helfen, zu sterben. Wieso? Weil er ein SS-Offizier in Auschwitz gewesen ist. Er hat Menschen getötet und findet es nur gerecht, wenn er auch stirbt. Für Sage ist diese Situation doppelt so schwer. Ihre Großmutter ist eine Auschwitzüberlebende, eine mit einer Nummer gezeichneten Frau, die nur knapp dem höllischem Todeslager der Nazis entkommen konnte. Sage liebt ihre Großmutter über alles, doch auch Josef ist ihr ans Herz gewachsen. Josef war Lehrer in der kleinen Gemeinde, in der beide leben, und ist auch noch heute einer der hilfsbereitesten und angesehensten Bürger der Stadt. Was soll sie also tun? Ist es ein Verrat an ihrer Großmutter, wenn sie Josef nicht hilft, zu sterben? Darf sie überhaupt darüber entscheiden, was in dieser Situation richtig und was falsch ist?

 

Dieser Roman, der nach meinen Informationen bis jetzt nur auf englisch erschienen ist, ist einer der emotionalsten Romane von Jodi Picoult. Sie befasst sich mit dem Thema des 3. Reichs, was schon alleine sehr aufwühlend ist, und fügt noch einen heiklen Konflikt hinzu. Jedoch erlaubt sie sich kein Urteil, was richtig und was falsch ist. Besonders gefällt mir ihr Schreibstil. Ich habe schon ein paar andere Bücher von ihr gelesen, doch dieses war mein erstes, was ich auf englisch gelesen habe. Und ich würde es wieder tun. Sie ist einzigartig in ihrer Schreibweise, wie sie mit Wörtern umgeht und spielend leicht die verschiedenen Situationen lebendig werden lässt. Sicherlich ist es eines der schwierigsten Themen und ich musste zwischendurch kurze Pausen machen, um das Geschriebene zu verarbeiten, doch es ist ein Roman, der meiner Meinung nach einem erklärt, dass nicht alles schwarz und weiß ist, das Geschichte wichtig ist und wir nicht vergessen sollten, was war und vorallem nie wieder geschehen darf. Es ist eine fesselnde Geschichte, die mich vom Anfang bis zum Ende nicht mehr los ließ. Auch wenn man das Buch schließt, bleibt die Geschichte noch lange in Erinnerung.

Also, dieses Buch ist es wert, gelesen zu werden!