Rezension

Schwarze Flaggen

Schwarze Flaggen - Joby Warrick

Schwarze Flaggen
von Joby Warrick

Bewertet mit 4 Sternen

Im Rahmen einer Leserunde durfte ich „Schwarze Flaggen: Der Aufstieg des IS und die USA“ lesen.

Durch unzählige Gräueltaten und grausame Attentate im arabischen Raum und auch im restlichen Europa hat sich die terroristische Vereinigung „IS“ (Islamischer Staat) weltweit einen Namen gemacht. Und bei allem Entsetzen geht für manche Menschen von den terroristischen Schlächtern eine Faszination aus, der sie sich nicht entziehen können. Wie lässt es sich sonst wohl erklären, dass sich weltweit immer wieder Menschen finden, die sich und andere bereitwillig im Namen des IS in den Tod reißen?

Der Autor Joby Warrick ist als Journalist bei der Washington Post tätig und spürt in „Schwarze Flaggen“ den Wurzeln des IS nach und versucht aufzuzeigen, wie es so kommen konnte, wie es gekommen ist und auch welche nicht unerhebliche Rolle die Vereinigten Staaten von Amerika dabei gespielt haben.

Das zugegeben sehr komplexe Thema bereitet der Autor mit seinem Schreibstil verständlich auf und so kommt man beim Lesen gut voran.

Das ganze Buch gliedert sich in 3 Abschnitte. Buch I erzählt vom Aufstieg Abu Mus’ab az-Zarqawi, einem jordanischen Terroristen, der Al-Qaida im Irak gründet. Mit Buch II verschiebt sich der Blickwinkel auf den Irak, die Rolle der USA dort, das Bemühen Zarqawis das Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen und Buch III rückt die Ereignisse in Syrien, die das Land in einen grausamen Bürgerkrieg stürzen werden und die Erben Zarqawis, die sich neu im IS formieren und eine bislang ungekannte Terrorwelle los treten, die die Welt bis heute in Atem hält, in den Fokus.

Ich habe ein wenig gebraucht bis ich mit der Erzählweise des Buches zurecht gekommen bin. Der Autor beschreibt seine Erkenntnisse auf den ersten Blick nicht klar strukturiert bzw. anhand einer eindeutigen Zeitlinie und damit linear, wie man das von anderen Sachbüchern kennt. Der Schreibstil erinnert eher an einen Thriller oder einen Roman. Es finden sich gerade zu Beginn recht viele Zeitsprünge, die auf den ersten Blick etwas willkürlich anmuten und immer wieder verschiedene Personen und ihre Geschichte bzw. Hintergründe ins Scheinwerferlicht rücken. Hat man sich erstmal daran gewöhnt ist der rote Faden im Aufbau trotz mancher Schlenker und Zeitsprünge gut zu erkennen und es zeichnet sich ein hochgradig komplexes Gesamtbild ab.

Ein kleiner Minuspunkt ist für mich, dass ich mir angesichts der Fülle der Informationen und diversen Details nicht alles auf Anhieb merken konnte und ab und an zurückblättern musste, wobei die romanhafte Erzählweise das Auffinden von gesuchten Informationen nicht wirklich einfach machte. Und obwohl es umfangreiche Anmerkungen zum Buchinhalt gibt, waren diese nicht wirklich hilfreich, da sich die betreffenden Textstellen nicht auf den ersten Blick erschlossen haben. Neben der Angabe des Kapitels und der Buchseite hätte ich mir hier eine klare Kennzeichnung im Text gewünscht.

„Schwarze Flaggen“ bekommt von mir 4 Bewertungssterne, da mich das Buch für ein Sachbuch gut unterhalten hat, ich viel gelernt und erfahren habe.