Rezension

Schweizer Thriller

Zu früh zum Sterben
von James Douglas

Bewertet mit 3 Sternen

★★★

Der Stil ist sehr ausgeprägt „männlich“, finde ich. Das mag seltsam klingen, doch für mich ist hier stark ein Thema behandelt, das Männer mehr interessieren dürfte, als Frauen. Entsprechend ist die Wortwahl, der Stil allgemein, die Härte, die Kühle. Gut, es ist nicht so ganz mein Thema und auch nicht so meine Zeit (weder Kriegsjahre noch die Zeit direkt danach mag ich sehr in Büchern – auch nicht in Thrillern. Die Geschichten meiner Großeltern und Eltern aus dieser Zeit sind real und die möchte ich mir nicht durch Lektüre fiktiver oder teil-fiktiver Bücher „verderben“ lassen). Dennoch sind andere Themen „geschlechtsneutraler“, finde ich. Ringen und Schwingen sind nicht mein Fall, ich richte Häuser lieber ein, als sie zu bauen und entsprechend weiß ich zu wenig über Material und Zusammensetzung, möglichen Pfusch usw. am Bau. Auch wenn das Thema hier sehr anschaulich behandelt wird – meins isses nicht.

 

Thriller mit (teilweise) realem, wahrem Hintergrund finde ich persönlich meist auch sehr schwierig. Mir sind da dann Tatsachenberichte doch lieber. Interessant ist das Ganze auf alle Fälle, doch für mich eben nicht „maßgeschneidert“. In „Zu früh zum Sterben“ geht es neben Pfusch am Bunkerbau, der einen Prozess und Morde nach sich zieht, um einen fälschlich des Elternmordes Verurteilten, einen ganz speziellen Ermittler („Schweizer James Bond“) und Ermittlungen, die für ihn sehr gefährlich werden. Ein Plot, der gut aufgebaut ist, aber leider meinem Geschmack sehr wenig entspricht.

 

Ein wenig irritiert haben mich auch Ausdrücke und Satzgebilde, die mir recht fremd waren und die ich dem schweizer Hintergrund des Autors und der Figuren zuschreibe. Mich bremst das im Lesefluss. Sehr subjektiv, ist mir schon klar, aber ich möchte es erwähnen, da ich mir sicher bin, andere bemerken das auch und stören sich möglicherweise ebenfalls daran.

 

Der Thriller selbst ist nicht spannungslos, aber für mich eher ein Krimi. Einige Spitzen der Spannung sind zwar da, doch im Großen und Ganzen steht die Ermittlungsarbeit im Fokus. Sehr gut geschrieben, aber weniger Thriller als Krimi. Nach einem für mich sehr an die Nieren gehenden „Vorspiel“ startet der eigentliche Thriller dann aus der Ich-Perspektive von Ken Cooper. Diese Perspektive liegt mir am meisten, denn sie zieht mich mehr in die Handlung hinein. Doch Douglas lässt mich nicht so nah an die Figuren ran, dass ich mich besonders mit jemandem verbunden fühlen würde. Sogar Neidegger, dem übel mitgespielt wurde, kann ich nicht so viel Sympathie entgegen bringen, wie ich das gerne würde. Die meisten Figuren bleiben einfach zu blass, zu distanziert für mich.

 

Im Jahre 2018 ist es auf alle Fälle sehr erfrischend, ein Buch aus einer Zeit zu lesen, in der Computer, Smartphones und ähnliche technische Geräte noch nicht mal denkbar waren. Gute alte Ermittlungsarbeit, fast schon steinzeitlich, aber sehr spannend und gut geschildert.

 

Anders, als der Name des Autors vermuten lässt, ist er Schweizer. Durch seine Berufe verfügt er über Insiderwissen, das er in seinen Büchern sehr gut einzubringen versteht. Das macht sie besonders realitätsnah und entsprechend beängstigender. Sein Ermittler Cooper dürfte sein Alter Ego sein.

 

Eine Bewertung fällt mir schwer, da ich noch immer der Meinung bin, ein Mann als Leser versteht die Hälfte meiner Kritik gar nicht, weil Männer und Frauen eben anders ticken. Ich bin davon überzeugt, dass Männer mehr mit dem Buch anfangen können. Von mir gibt es aber nicht mehr als drei Sterne.

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