Rezension

Schwierig aber besonders

Der Klang der Zeit - Richard Powers

Der Klang der Zeit
von Richard Powers

Bewertet mit 3 Sternen

Der Klang der Zeit hat bei mir einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen und ich habe wirklich lange und einige Pausen gebraucht um es zu beenden. Andererseits wollte ich es auch nicht abbrechen, weil es durchaus gute, intelligente und emotionale Passagen hatte. Für mich war es ein schwieriger aber auch besonderer Roman.

Was mir gefallen hat war, wie selbstverständlich und selbstbewusst Powers schreibt. Er hat es gar nicht nötig dem Leser irgendetwas zu erklären. Seien es die Musikbegriffe oder die physikalischen Überlegungen zur Zeit. Seine Protagonisten haben die Musik verinnerlicht und das zeigt er dem Leser. Da wären Erklärungen nur hinderlich. Für mich ohne jede Ahnung von Begriffen der klassischen Musik oder was daran so besonders ist vom Blatt singen zu können war es etwas schwierig in diese Welt einzutauchen, aber es funktioniert.

Auch die Charaktere selbst waren wunderbar und es auf jeden Fall wert den Roman zu beenden. Der passive und harmoniebedürftige Erzähler Joseph, immer auf der Suche nach etwas, das er selbst nicht fassen kann. Der talentierte und sehr eigene Jonah, der mit dem Kopf in den Wolken steckt. Die rebellische kleine Schwester Ruth. Und ihre Eltern, der liebenswerte Physiker David und die starke Sängerin Delia, die darunter leiden, dass sie ihrer Zeit weit voraus sind. Die Dynamik in der Familie ist gut beschreiben. Die Liebe, die Zweifel, die Fehler die gemacht wurden und die Bande, die die Familie zusammen halten. Powers schreibt bildhaft und verflechtet gekonnt zeitgeschichtliches Geschehen mit dem Leben seiner fiktiven Familie.

Was mir nicht gefallen hat, war zum einen die ständige Wiederholung um Jonahs Talent. Von klein auf als Wunderkind beschrieben gibt es doch immer wieder neue Einflüsse die seine Stimme zum noch besseren wandeln. Wie soll man „perfekt“ noch steigern? Ich habe diese Loblieder irgendwann überblättert.

Ich mag ja generell dicke Bücher und Familienepen sehr gerne. Hier hatte ich aber gerade zu Anfang das Gefühl, dass ich lese und lese und einfach nicht weiter komme. Das war etwas frustrierend. Dieses Buch liest sich nicht schnell weg, man braucht schon etwas Durchhaltevermögen und Konzentration. Auch einige Dialoge ließen mich ratlos zurück. Hin und wieder hatte ich den Eindruck nicht verstanden zu haben worum es geht oder als ob mir eine wichtige Information fehlt. Nichts gravierendes aber auf Dauer anstrengend.

Das Hauptthema Rasse ist an sich interessant. Powers schildert einige Situationen der Hoffnung und der Demütigung seiner schwarzen Charaktere. Mein Interesse hat aber im Laufe des Buches eher abgenommen. Powers lässt seine Charaktere hier sehr ins Detail gehen und irgendwann hatte ich da Gefühl, ich müsste entweder Schwarz oder Amerikaner sein um zu begreifen von was hier die Rede ist.

Das Ende war wieder sehr schön gemacht. Es hat Erzählstränge verbunden und ein immer wiederkehrendes Thema der Romans aufgegriffen. Aber diese drei Seiten konnten mich nicht komplett mit dem Roman versöhnen. Mein größter Kritikpunkt ist eigentlich ganz simpel: Ich war froh, als ich es ausgelesen hatte. Und das Gefühl sollte bei einem guten Buch einfach nicht aufkommen.

Kommentare

FIRIEL kommentierte am 10. Februar 2017 um 20:28

Schade, dass es dir nicht so gefallen hat; ich mag es sehr.

katzenminze kommentierte am 13. Februar 2017 um 11:52

Ja, ich falle da irgendwie aus der Reihe. :/ Aber jetzt hat naibenak das Buch und ich hoffe, dass es ihr besser gefällt. Wenn sie denn zum lesen kommt...

wandagreen kommentierte am 13. Februar 2017 um 17:01

Meins wars auch nicht ;-).