Rezension

Schwierige und berührende Liebesgeschichte

Wenn du dich traust - Kira Gembri

Wenn du dich traust
von Kira Gembri

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn du dich traust ist ein sehr schönes und bewegendes Jugendbuch. Lea leidet unter Zwangshandlungen, bis tief in die Nacht hinein kontrolliert sie zig mal, ob der Herd auch wirklich ausgeschaltet ist und kein Stecker von Elektrogeräten am Netz hängt. Für sie ist es ganz normal, in ihrer Welt rettet sie ihre Familie damit vor dem Flammentod. Doch damit ist es nicht getan, Lea muss zählen, z.B. die Blätter einer Pflanze oder die Bücher im Regal, es macht sie sehr nervös, wenn die Zahlen nicht rund sind. So leiht sich sie kurzerhand ein Buch von ihrem Therapeuten, damit im Regal die runde Summe von zehn Büchern steht. Als die Sache eskaliert und ihr kleiner Bruder durch die Krankheit in Gefahr gerät, geht Lea freiwillig in eine stationäre Therapie. Freiwillig nicht, weil sie einsieht, dass ihr geholfen werden muss, doch merkt sie, dass ihre Familie erleichtert ist, sie nicht in ihrer Nähe zu haben. 

In der Klinik trifft Lea auf Jay, der dort Sozial-Stunden ableistet, nachdem er beim Dealen mit Cannabis erwischt wurde. Jay lebt mit seinen Freunden Flocke und Alex in einer WG, die drei jungen Männer kennen sich schon sehr lange, und haben schon früh als Jugendliche zusammen unter Betreuung gelebt. Für Jay besteht das Leben aus Parties, regelmäßig schleppt er Frauen ab und finanziert sich durch den Verkauf von leichten Drogen. 

In der Klinik treffen Lea und Jay aufeinander, zwei junge Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie geraten in eine missverständliche Situation, aus der Lea Jay rettet, weil er ihr verspricht, sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Lea bringt in der Männer-WG alles durcheinander, sorgfältig verpackt sie das Chaos in nummerierte Kisten und bekommt Ärger mit Jay, als sie seiner geliebten Kamera zu nah kommt, um diese vom "gefährlichen" Stromnetz zu nehmen.

Wie es weitergeht, solltet Ihr selbst lesen, ich möchte ungern zuviel vorweg nehmen. Mich hat die Geschichte um Lea und Jay sehr berührt, zwei Menschen mit vielen Problemen die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch zum Rettungsanker des anderen werden. Kira Gembri schreibt darüber abwechselnd mal aus Leas und mal aus Jays Perspektive. Ihr Schreibstil ist dabei leicht, man möchte das Buch kaum aus den Händen legen und einfach immer weiterlesen. 

Das Thema Zwangshandlung ist recht interessant, ich habe einen kleinen Einblick in das Gefühlsleben von Lea bekommen und mag sie sehr gerne. Trotz ihrer Schwierigkeiten ist sie ein liebenswerter Mensch dem man es von Herzen wünscht, einen festen Platz im Leben zu finden.