Rezension

Schwieriger Start, danach fesselnd und nachvollziehbarer

Du. Wirst. Vergessen - Suzanne Young

Du. Wirst. Vergessen
von Suzanne Young

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sloane lebt in einer Version von Amerika, in der eine fatale Epidemie um sich greift. Betroffen sind nur Teenager, dafür umso folgenreicher. Im Zusammenhang mit der Hormonveränderung werden sie schwer depressiv und nehmen sich selbst das Leben. Die Tendenz steigt, mittlerweile ist jeder dritte Teenager betroffen. "The Program" soll die Rettung sein, doch der Preis ist hoch. Alle Erinnerungen werden ausgelöscht, hinterher bist du nicht mehr derselbe Mensch.

Sloane kämpft sich mit ihrem Freund James durch den Tag. Er ist ihr einziger Anker, seit ihr Bruder Brady Selbstmord begangen hat. Doch auch James beginnt sich zu verändern, bis er schließlich ins "Program" eingewiesen wird. Für Sloane bricht eine Welt zusammen, es bleibt nur kämpfen oder untergehen...

Mein Eindruck

"Du. Wirst. Vergessen" lässt sich nur teilweise als Dystopie einordnen. Es gibt dieses Regierungssystem, das unterdrückt und keinen Freiraum lässt. Allerdings diesmal aus gutem Grunde und nur auf eine Personengruppe beschränkt. Wie eine Epidemie hat sich die Selbstmordrate unter den Jugendlichen ausgebreitet. Niemand weiß genau weshalb, es scheint mit den hormonellen Veränderungen zusammenzuhängen. Als jeder dritte von schweren Depressionen und einer hohen Gefährdung betroffen ist, beschließt die Regierung zu handeln. "The Program" soll das Heilmittel sein, das alle verstörenden Erinnerungen löscht und die Gefährdung beseitigt - aber auch den Menschen dahinter.

Wer nun erwartet, dass es in "Du. Wirst. Vergessen" rasant und actionreich zugeht, wird enttäuscht werden. Es werden eher ruhigere Klänge angeschlagen, vor allem zu Beginn erzählt Sloane viel über das eingeschränkte Leben eines Teenagers. Ihr Alltag ist von der ständigen Angst beherrscht, entweder im "Program" zu landen, oder sich mit der "Selbstmordkrankheit" zu infizieren. Besonders in den ersten 100 Seiten steht ihre Beziehung zu James im Vordergrund. Es ist tragisch und traurig, dass ihre Freunde nach und nach entweder sterben oder im Regierungsprogramm landen. Eltern und alle drum herum sind machtlos, erst mit zunehmenden Alter lassen die Depressionen wieder nach.

Bis zu einem gewissen Grad ist es der Autorin gut gelungen die Stimmung zu vermitteln, auf der anderen Seite wurde vor allem zwischen James und Sloane sehr dick aufgetragen. Sie lieben sich einfach ewiglich und für immer. Das ist von Beginn an so vorausgesetzt und wird zwar mit kleinen Rückblicken, wie sie sich lieben gelernt haben untermauert. Nur sind diese Rückblicke wirklich nichts Besonderes. Eine kleine Teenieromanze im Geheimen, bis schließlich der Tod von Sloanes Bruder sie noch mehr zusammenschweißt.

Sloane an sich ist anfangs schwierig. Alles ist so schlimm, so tragisch, James ist das einzig Wahre in ihrem Leben. Das "Program" ist so furchtbar, das Leben ist vorbei, sobald man dort landet. Im Grunde wiederholen sich Sloanes Gedanken in der Dauerschleife. Es wird nicht unbedingt dadurch besser, dass sie offensichtliche Dinge mal wieder als Letzte begreift. Sagen wir es mal so, bei Sloane ist eine Engelsgeduld erforderlich. Umso überraschter war ich, dass sich Sloane im Buch (gezwungenermaßen) zum Positiven entwickelt. Die "neue" Sloane hat mir deutlich besser gefallen. Neugierig, aber überlegt und nicht bei jedem bisschen aufbrausend, wie zuvor. Ich fand es spannend, wie sie mit der neuen Lage umgeht und trotz allem immer für ihre Liebe kämpft. Auch die Beziehung zu James wurde dadurch viel natürlicher und nachvollziehbarer. Hat sich fast schon, wie ein anderes Buch gelesen.

Zum Ende hin konnte ich "Du. Wirst. Vergessen" kaum noch aus der Hand legen und war mit dem Abschluss selbst richtig zufrieden. Wenn die vielen Aufs und Abs nicht gewesen wären...

Fazit

"Du. Wirst. Vergessen" hat zwar Aspekte einer Dystopie, ist aber viel ruhiger und melancholischer. Das Schicksal eines Teenagers zu dieser Zeit ist schlimm, gedankenvoll zeichnet die Autorin ein Bild  von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Leider sind die Charaktere in der ersten Hälfte des Buches sehr anstrengend und tragen den Stempel "wahre Liebe", ohne große Begründung. Sloane selbst hat die Auffassungsgabe einer Erbse und muss immer alles von jedem erklärt bekommen, von alleine gibt es da kein Weiterkommen. Zur Hälfte wendet sich allerdings das Blatt und hat für mich eine ganze andere Geschichte daraus gemacht. Schade, dass es nicht von Beginn an so war.