Rezension

Schwieriges Thema, persönlich und leicht lesbar abgehandelt

Meine Nachmittage mit Eva - Bärbel Schäfer

Meine Nachmittage mit Eva
von Bärbel Schäfer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Den Titel halte ich für ein wenig irreführend, denn es geht weniger um die jetzt 85-jährige Auschwitz-Überlebende Eva, die als Kind den Horror des Konzentrationslagers überlebte, sondern mehr um Vergangenheitsbewältigung und die ständig bohrende Frage: Was haben die Menschen der Kriegsgeneration, die eigenen Verwandten, gewusst? Hätten sie etwas tun können oder tun müssen?

Bald gibt es sie nicht mehr, weder die Täter- noch die Opfergeneration, die Zeitzeugen, die man befragen und authentisch über diese Zeit berichten lassen könnte. Soll man die Vergangenheit also ruhen lassen und nicht mehr darüber sprechen?

Bärbel Schäfer stellte ihrer Eltern- und Großelterngeneration immer wieder bohrende, vorwurfsvolle Fragen, mit wenig Erfolg allerdings. Kaum einer will über diese Zeit berichten und über etwaige eigene Schuld nachdenken.

"Du musst in der Zeit sein, um die Zeit zu verstehen. Du kannst nicht wissen, wie du damals gewesen wärst." (eBook 44), sagt ihr Vater, von ihren Fragen in die Enge getrieben. Tatsächlich: Wer weiß schon, welchen Mut man selbst damals gehabt hätte, aufzubegehren? Irgendwann wird es auch zu spät gewesen sein, wodurch der Spruch "Wehret den Anfängen" wichtiger und leider auch aktueller ist denn je.

"Wehren wir den Anfängen oder sind wir schon längst wieder darüber hinaus? - Wo schauen wir heute weg?" (eBook 100).

Es geht mir in diesem Buch ein bisschen zu viel um Bärbel Schäfers persönliche Situation, ihre Konvertierung zum Judentum, ihre Liebe zum jüdischen Ehemann Michel Friedman. Ihre häufigen Tränen machen das Buch an einigen Stellen etwas weinerlich. Nur kurz reißt sie den Problemkreis an, dass die vielen neuen Menschen in Deutschland zusammen mit der deutschen Staatsbürgerschaft auch die Geschichte annehmen müssten und dass es dafür neue Formen und Erzählweisen brauchte. Welche denn? (eBook 140).

Das Buch ist stilistisch gut geschrieben, lässt mich nachdenklich, aber auch ein wenig ratlos zurück. Zu viel Selbstdarstellung, finde ich. Neue Erkenntnisse hat es mir leider nicht beschert.