Rezension

Science-Fiction und Gesellschaftsphilosophie auf moralischer Ebene

Die unbeschriebene Welt - Robert Hoffmann

Die unbeschriebene Welt
von Robert Hoffmann

Bewertet mit 5 Sternen

Paul wacht auf in einer neuen Welt, ohne Erinnerungen. Was ist passiert? Wer ist er?
Er trifft auf Will, einem Bürger aus dem nahen Dorf Memoria, in welchem er seine neue Heimat finden wird. Alle Bürger in Memoria haben ihre Erinnerung an das vorher Geschehene verloren.
Sie leben in einer freien Gesellschaft - friedlich miteinander und Jeder bringt das ein, was er leisten kann. Keine Währung, keine Konkurrenz, kein Kampf. Doch Paul erlangt seine Erinnerungen plötzlich zurück und nichts ist mehr wie zuvor. Alte Werte, Gewohnheiten und Zweifel sowie Misstrauen kommen zurück an die Oberfläche.
Robert Hoffmann hat mit diesem Roman etwas geschaffen, dass zum Nachdenken anregt: Über unsere Wertvorstellungen, unsere Moralvorstellungen und unserer Vorstellungen über die freie Gesellschaft oder die Gesellschaft überhaupt.
Von Geburt an werden wir in dieser Gesellschaft großgezogen und zu einem produktiven, wettbewerbseifrigen Teil dieser erzogen.
So enstehen entschuldigende Aussagen wie "Das ist eben der Mensch" - "Das ist die Natur des Menschen". Doch was, wenn dem nicht so ist? Wenn das nur das Resultat dessen ist, was die Gesellschaft mit ihrem Konkurrenzdenken aus uns macht?
Dieser Frage wird hier auf den Grund gegangen, sie wird auseinandergenommen, Stück für Stück.

Trotz der philosophischen Ebene bleibt die Sprache stets gut verständlich, der Autor weiß, wie er das, was er sagen möchte, mit den richtigen Worten auf den Punkt zu bringen.
So wird auch die Geschichte, die er baut, nicht langweilig oder langatmig, sondern bleibt immer spannend.
Jedoch hat mich der Klappentext erst eine völlig andere Richtung der Geschichte erahnen lassen, somit möchte ich sagen, dass das Buch eine klare Leseempfehlung für Science-Fiction Fans ist!
Für Leser, die mit diesem Genre, aber eher weniger anfangen können, ist es vielleicht eher nichts.
Die Worte, die der Autor hier findet, um unsere so verrückte und komplizierte Welt zu beschreiben sind atemberaubend. Man hat urplötzlich das Gefühl, dass alles so einfach scheint, weil es in wenige Worte perfekt zusammengefasst ist.

Der Roman wird noch lange einen Nachklang haben und mich lange verfolgen. Viele Stellen werde ich mir häufiger zur Hand nehmen, denn sie strahlen schlicht eine Art Weisheit aus, um die Welt ein Stück besser zu verstehen.