Rezension

Science vs. Religion

Blasphemy. Credo, englische Ausgabe - Douglas Preston

Blasphemy. Credo, englische Ausgabe
von Douglas Preston

Bewertet mit 4 Sternen

Blasphemie - ein Wort, das man im deutschen Sprachraum wohl nur noch äußerst selten hört, welches evangelikalen Predigern in Amerika vermutlich aber sehr viel schneller über die Lippen kommt. Und so ist die im Roman dargestellte, zugespitzte Handlung vermutlich auch nur in Amerika vorstellbar.

Douglas Preston hat viel in seinen Roman hineingenommen: Teilchenbeschleuniger und Wissenschaftler im Elfenbeinturn, Lobbyisten im Präsidentschaftswahlkampf in Washington, Lobbyisten, die primär in ihre eigene Tasche wirtschaften, Prediger, die ebenfalls primär in ihre eigene Tasche wirtschaften, aber auch Prediger, die in abgelegener Mission Buße tun, dazu noch gescheiterete Existenzen (ehemals CIA-Mitarbeiter) und schließlich noch eine Menge Navajos.

Der Teilchenbeschleuniger ist zum Einen ein Prestigeobjekt der Regierung, dessen Erfolg ein wesentlicher Baustein für den Präsidentschaftswahlkampf zu sein scheint, andererseits ein übergroßes und diffiziles Stück Technik, was immer noch nicht zufriedenstellend funktioniert und den Wissenschaftlern Rätsel aufgibt. Da in Washington der Verdacht besteht, dass die Wissenschaftler etwas verheimlichen, wird ein Spion geschickt, gedeckt von der Tatsache, dass vor Ort ein zusätzlicher Mitarbeiter benötigt wird, der sich um die Verbesserung des Kontakts zu den Navajos kümmern muss, auf deren Gelände der Teilchenbeschleuniger gebaut wurde und unter denen sich Unmut breit macht, weil viele Versprechungen nicht eingehalten wurden.

Im Kern steht dann die Frage, ob der Teilchenbeschleuniger in der Lage ist, Schwarze Löcher im Miniatur-Format zu erzeugen - und was daraus resultieren können. Diese Frage gepaart mit der Hybris des leitenden Wissenschaftlers führt dann zum Kernbereich des Romans - und hier wird es dann sehr philosophisch.

Die Entwicklung zum apokalyptischen Höhepunkt des Romans wird aber von dritter Seite ins Rollen gebracht - ein Lobbyist, dem vom Navajo Tribal Council der Auftrag entzogen wird, versucht, über einen Fernsehprediger Unruhe zu stiften, um damit seinen Auftrag zurückzugewinnen. Das Unruhe stiften gelingt, entwickelt sich aber anders als gewünscht...

Insgesamt eine sehr spannende Romanidee, in Teilen mir aber durchaus zu langatmig geraten, auch wenn mich die Kernbereiche des Romans, Religions vs. Wissenschaft, durchaus interessieren. Ein kleines Unbehagen bleibt auch - zwar sind aus meiner Sicht die sich entwickelnden Ereignisse durchaus überzeichnet, sie bleiben aber dennoch vorstellbar.

Der Roman hat von so vielem etwas (Agenten, Politik, Wissenschaft, Religion, Indianer), dass sich viele angesprochen fühlen dürften. Ich selbst hätte mir aber stärkere Charakterentwicklung der Protagonisten gewünscht.