Rezension

seeeeehr nervige Protagonistin

Solitaire - Alice Oseman

Solitaire
von Alice Oseman

Bewertet mit 2 Sternen

Es gibt Tage, an denen ich mich gern mit Dingen beschäftige, die anderen Leuten egal sind. Das gibt mir das Gefühl, etwas Bedeutsames zu tun, vor allem deswegen, weil es sonst niemand tut.
Tori, S. 15

 

Charaktere:
Tori ist 16 Jahre alt und in der Oberstufe der Highschool. Sie hat kaum Interessen, bloggt aber für ihr Leben gerne. Tori ist unsozial, desinteressiert, abweisend und lügt, weil es ihr Spaß macht.
Becky ist Toris‘ beste und einzige Freundin. Sie hat einen Freundeskreis, in den sie Tori gerne mehr integrieren möchte. Becky ist liebenswürdig und ist ein typischer Teenager, der gerne auf Partys geht.
Charlie ist Toris Bruder, der seit Jahren mit ein paar Problemen zu kämpfen hat, aber ansonsten ein echt toller Kerl ist.
Michael hat vor kurzem die Schule gewechselt und trifft auf Tori. Er ist schräg, aber auf positiver Art und Weise. Mit jeder Seite habe ich ihn umso mehr gemocht.
Lucas ist ein ehemaliger Kindheitsfreund von Tori. Seit sie mit ca. 10 Jahren den Kontakt verloren haben, haben sie nicht mehr miteinander gesprochen. Als Lucas auf Toris‘ Schule wechselt möchte er die Freundschaft wieder aufleben lassen.

 

Meine Meinung:
Schnappt euch „zuckerfreie Zitronenlimonade“, lehnt euch zurück und viel Spaß mit meiner Rezension ;)
„Solitaire“ wird mittels der Ich-Perspektive aus Toris‘ Sichtweise erzählt, wodurch man die geballte Ladung ihres einzigartigen Charakters abbekommt. Trotzdem konnte ich bis zum Schluss nicht ihr Handeln nachvollziehen und verstehen, warum bzw. wie sie sich überhaupt fühlt. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das in der Ich-Perspektive geschrieben ist und so wenig über den Protagonisten preis gegeben hat.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist sehr jugendlich und locker leicht. Hier kommt der Autorin Alice Oseman wohl zugute, dass sie den Roman mit 17 Jahren verfasst hat. Dadurch, und auch wegen der großen Schrift, konnte ich das Buch sehr schnell lesen.

Ich hasse es, wenn ich den/die Protagonist/in nicht leiden kann. Und hier war dies auch der Fall – und zwar sehr extrem. Das ist lustig, weil es wahr ist. Tori ist pseudo-deprimiert. Ich glaube, die Autorin wollte sie deprimiert darstellen, aber das ist ihr kaum gelungen. Tori hat nicht wirklich Probleme, also warum sollte sie depressiv sein? Außerdem hat ihr Bruder Charlie mit einigen Dingen zu kämpfen, die ihn sehr belasten. Also warum sollte sie die Deprimierte spielen, wenn sie weiß, dass ihr Bruder es tatsächlich ist? Weitestgehend konnte ich mir ihr Verhalten damit erklären, dass ihr alles egal ist und sie sich für kaum etwas interessiert. Aber irgendwie hat ihr noch freundliches Verhalten bei Gesprächen auch nicht zur typisch jugendlichen Null-Bock-Stimmung gepasst. Dann habe ich mir es damit erklärt, dass Tori unsozial ist und keinerlei Interesse an ihren Mitmenschen hat. Aber dies hat nicht hundertprozentig gepasst, da sie sich um Charlie wirklich sorgt und mit ihrem kleinen, ca. 10-jährigen, Bruder sehr oft spielt. Tori ist einfach unbeschreiblich und von allem etwas. Und dieses seltsame Verhalten hat mich so aufgeregt!  Als sie mehr mit Michael unternimmt, wurde sie zum Glück erträglicher, wobei diese Phase leider nicht sehr lang anhielt. Über das ganze Buch über hat sie sich nicht wirklich gebessert und verändert (nur kurzzeitig). Das ist lustig, weil es wahr ist.
Protagonisten machen oft eine Entwicklung durch, die zur Geschichte und zur Grundaussage passen, aber hier hat dies leider gefehlt. Ich denke, wenn es hier auch so gewesen wäre, hätte ich mich mit ihrem restlichen Verhalten im Buch zufrieden geben können. Das ist lustig, weil es wahr ist. Tori betreibt ziemlich intensiv einen Blog, den sie geheim hält und ihr noch näher ist als ihre beste Freundin und Familie. Hier hätte die Autorin Posts von dem Blog in das Buch einarbeiten sollen, vielleicht wäre mir Toris Verhalten dadurch verständlicher geworden.

Die Sache mit der geheimen Gruppe Solitaire machte mich anfangs total neugierig. Zwar machten diese einen eher kindischen Streich, aber die Aussage, dass sie durch ihre Aktionen gegen die Langeweile an der Schule vorgehen wollen, hat mein Interesse geweckt. Leider wurden die Aktionen immer gefährlicher und dämlicher. Die letzte Aktion zeugte von Naivität und brachte leider nicht den gewünschten Showdown. Wer hinter Solitaire steckt und warum die Aktion gestartet wurde, war dann leider auch keine Überraschung mehr, da man als Leser sehr bald auf die Möglichkeit kam. Das ist lustig, weil es wahr ist. Außerdem blieben viele Fragen offen: Was soll „Abwarten kann tödlich sein“ bedeuten? Was genau war mit Ben? Was ist mit Michaels Familie?

 

Fazit:
„Solitare“ erzählt über Tori, die pseudo-depressiv und desinteressiert ist, und über die gleichnamige Gruppierung, die der Langeweile auf der Highschool entgehen will. Die nervige Protagonistin, die dämlichen Aktionen, die am Schluss bestätigte Vermutung und viele offene Fragen trugen dazu bei, dass mir das Buch beim Lesen kaum Vergnügen bereitet hat. Da können total sympathische Nebencharaktere und ein sehr leichter Schreibstil leider auch nicht mehr viel Positives bewirken.
PS: Wem es zu viel „Das ist lustig, weil es wahr ist“ ist, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen, ihr würdet euch sonst nur aufregen ;D