Rezension

Seelenfänger – Politisch aktuell und brisant. Spannend und verdammt authentisch.

Gefährliche Saat - Jens Kubo

Gefährliche Saat
von Jens Kubo

Bewertet mit 4 Sternen

Berlin: Der 20jährige Djamal Khadim ist Deutscher mit irakischen Wurzeln aus gutem Hause. Als seine Mutter von zwei Jugendlichen angegriffen wird, kommt es zu einer Schlägerei. Zu allem Überdruss wird Djamal von den Angreifern angezeigt. Er wird verhaftet und plötzlich drehen sich die Rädchen der Behörden schneller.

Auf der Suche nach seiner Identität und um seine im Irak lebende Verwandtschaft kennenzulernen, besuchte Djamal erstmalig den Irak und war erst vor drei Wochen zurückgekehrt. Djamal wird zum Gefährder denunziert, da die Datensammlungen der Behörden seinen Aufenthalt im Irak als brisant einstufen. Außerdem soll er Kontakt zu weiteren Gefährdern besitzen.

Auf der Straße ist er ein Fremder aus dem Nahen Osten und für die Behörden ein todbringender Terrorist.

Der Autor:

Jens Kubo war als Luftwaffenpilot im Einsatz für die NATO, für die er nach seiner fliegerischen Karriere Sicherheitskonzepte von militärischen Einrichtungen prüfte und überarbeitete. Heute ist er ziviler Berater im In- und Ausland und schreibt unter Pseudonym brisante politische Romane. Der Autor ist mit einer Journalistin verheiratet und lebt in Berlin.

Reflektionen:

In Zeiten, in denen wir fast alltäglich von Anschlägen, IS-Terror, Salafisten und Krieg erfahren, hat Jens Kubo einen Politthriller geschrieben, der aktueller kaum sein könnte.

Dzamal ist Student und Sohn irakischer Einwanderer in der dritten Generation. Er fühlt sich als deutscher Staatsbürger ohne groß darüber nachzudenken. Doch seit den Flüchtlingsströmen muss er vermehrt erfahren, dass er auf Grund seines Aussehens in die Schublade des Feindes aus Nahost gepackt wird. Er wird ausgegrenzt und erfährt Diskriminierung. Die Unbeschwertheit seines bisherigen Lebens verpufft gänzlich, als er von den Behörden plötzlich als Gefährder gesehen wird.

An dieser Stelle empfindet man als Leser ein starkes Ungerechtigkeitsgefühl.

Zeitgleich suchen sie europäischen Behörden nach einem Attentäter, der einen Anschlag auf ein Energieversorgungsunternehmen in Frankreich verübt hat. Djamal und sein Umfeld geraten damit in den Fokus von internationalen Ermittlungen. Ungläubig, was um ihn herum geschieht, wird er labil und orientierungslos.

Djamal beginnt zu zweifeln, blickt vermehrt in sein Innerstes und seine Gedanken gleichen einem Karussell, dass sich mit schwindelnder Geschwindigkeit dreht. Langsam entfernt er sich von seiner deutschen Freundin Nina, von seiner Familie und seinem Umfeld. Und doch ist es nicht so, als würde er sich bewusst abwenden. Viele Dinge spielen eine Rolle. Kleinigkeiten, Zufälle und die schicksalsträchtige Begegnung mit dem dominanten Manipulationskünstler Yusuf, der Djamal letztendlich in höchste Lebensgefahr bringt.

Gefährliche Saat ist ein brisanter und erschreckend authentischer Polit-Thriller, der maßvoll actiongeladen die Spannung nährt. Der Fokus liegt dabei auf Djamal, auf seiner persönlichen Entwicklung und Veränderung, die durch die Reaktionen von außen, durch Menschen und Schubladendenken, verursacht werden. Zusätzlich wird Djamal von dem dominanten Yusuf manipuliert und stark beeinflusst.

An dieser Stelle hätte ich mir mehr Gespräche zwischen Djamal und Yusuf gewünscht, die verdeutlichen, in wie fern Yusuf Djamal manipuliert und führt. Inhaltlich fehlt mir etwas gravierendes, dass die Geschichte für mich unglaubwürdig macht.

Ein weiterer Fokus richtet sich auf die Behörden und die Politik. Wie sie zusammenarbeiten, wie sie abwägen, wie sie Entscheidungen treffen und wie sie dabei einzelne Menschenleben bewusst zerstören. Sie Opfern ein Menschenleben und handeln im Sinne der inneren Sicherheit und nur wenige empfinden dabei Emotionen.

Jens Kubo schreibt angenehm flüssig. Schnörkellos und fokussiert. Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos. Der Wechsel der Perspektiven ist gut pointiert und damit abwechslungsreich. Die authentischen Charakterzeichnungen der Figuren sind intensiv und ausführlich und ohne jede Aufdringlichkeit. Vor allem gewährt Jens Kubo dem Leser den Blick in die Gedankenwelten der Figuren und man empfindet sie, wie Menschen von nebenan.

Zusammenfassend empfinde ich Gefährliche Saat im Genre Thriller nicht richtig platziert. Es fehlen hierfür klar definierte Elemente.

Fazit und Bewertung:

In Zeiten, in denen wir fast alltäglich von Anschlägen, IS-Terror, Salafisten und Krieg erfahren, hat Jens Kubo einen Politthriller geschrieben, der aktueller kaum sein könnte.

Brisant und authentisch zeichnet die Story das Schicksal des 20jährigen Djamal, der als deutscher Staatsbürger mit irakischen Wurzeln plötzlich zum Gefährder denunziert wird. Aber, wer ist Djamal wirklich?

Gefährliche Saat ist eine spannende Mischung aus Fiktion und erschreckender Realität. Leseempfehlung.

4 Sterne

©nisnis-buecherliebe