Rezension

Sehr ausschweifend

Grimms Morde - Tanja Kinkel

Grimms Morde
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 3 Sternen

„Es ist eine ungerechte Welt, Jenny“, sagte August schließlich. „Aber wir müssen uns nicht damit abfinden, August.“ - Seite 90

Erster Satz

Die Kleidung der Frau war teuer, das sah Oberwachtmeister Blauberg sofort, und er hielt sich keineswegs für einen Experten für weibliche Mode.

Meinung

Eines Morgens wird die Mätresse des ehemaligen Kurfürsten in Kassel tot aufgefunden. Noch bevor die Ermittlungen richtig begonnen haben, taucht der Hofbibliothekar Jacob Grimm, auf dem Weg zur Arbeit, beim Tatort auf. Wie es der Zufall will, wurde bei der Toten ein Zettel mit einem Zitat aus dessen Märchensammlung gefunden. Ebenso wurde die Frau auf brutale Weise ermordet, die ebenfalls Bezug auf das Märchen aufweist. Die Gebrüder Grimm sehen nur eine Möglichkeit den Mord aufzulösen - sie müssen selbst handeln. Ihre Schwester Lotte schreibt den Verfasserinnen des missbrauchten Märchen derweil einen Brief über das Geschehene, welcher die beiden Schwestern Jenny und Annette Droste-Hülshoff dazu veranlasst, selbst nach Kassel zu reisen und bei der Aufklärung des Falls zu helfen.

Die Geschichte startet so gleich mit dem Fund der Leiche der Mätresse und wird uns von einem personalem Erzähler näher gebracht. Dabei folgen wir nicht nur einer Person, sondern wechseln öfters zwischen den Geschwisterpaaren Grimm und von Droste-Hülshoff oder einiger Nebencharakteren. Der Schreibstil war in Ordnung, riss mich aber auch nicht wirklich mit. Zu oft verlor sich die eigentliche Handlung in Nebensächlichkeiten und wurde somit zu ausschweifend/zu lang gezogen. Besonders auf die Vergangenheit von Annette wurde für meinen Geschmack viel zu viel Wert gelegt. Der eigentliche Fall um die Morde ging besonders bis zur Hälfte des Buches irgendwie unter. Erst danach kam etwas Fahrt auf und es wurde spannend. Der verzwickte Fall und die spätere Auflösung gefiel mir sehr gut.

Charaktere

Bei beiden Geschwisterpaaren hatte sich für mich schnell ein Liebling herauskristallisiert, bei den anderen beiden Charakteren kam im späteren Verlauf der Geschichte nur noch eine Abneigung auf, die bis zum Ende blieb.

Jacob Grimm war mir, trotz seines eher rüpelhaften Verhalten schnell sympathisch. Er war nicht auf den Mund gefallen und sprach die Dinge aus, wie sie waren. Dabei vergaß er nur allzu oft seine Manieren, was besonders seinen Gesprächspartner empörte. Endgegensatz zu seinem Bruder ließ er sich aber nicht auf falsche Machenschaften ein und belog seine Mitmenschen. Besonders seine Beweggründe waren absurd, sowie seine Denkweise des weilen.

Auch bei Jenny und Anette gefiel mir die aufsässigere und eifrige Annette besser, obwohl ich bei ihr anfängliche Zweifel hatte, da mich ihre Vorgeschichte etwas nervte. Sie war gewieft und ließ sich nicht allzu schnell abschütteln. Ihre Schwester dagegen war in sich gekehrt und aus meiner Sicht sogar teils unwichtig für die Geschichte.

Fazit

Ich hätte mir mehr Bezug auf die Märchen gewünscht und wenige auf die Vergangenheit der beiden Geschwisterpaare. Der eigentliche Fall verlief sich dadurch. 3 Sterne