Rezension

Sehr außergewöhnlich, lesenswert!

Farbe auf Beton - Christina Fuchs

Farbe auf Beton
von Christina Fuchs

„Wenn ihr Leben ein Ausmalbild war, vielleicht war es ja nur deshalb grau und leer, weil noch niemand damit begonnen hatte, es auszufüllen, und dies war der erste Farbklecks.“

 

Sein großer Traum ist es, Schriftsteller zu werden. Auf der Suche nach Inspiration will er nach China reisen, gegen den Willen seiner Eltern.

Für sie ist es der einzige Weg. Entweder sie geht, oder sie springt.

In einem Chatforum lernen sich die beiden kennen. Und so kommt es, dass zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, auf dem Flughafen zum ersten Mal aufeinandertreffen, um gemeinsam nach China zu reisen. Nur mit einem großen Rucksack geht es los.

Der quirlige Noah, der den ganzen Tag Geschichten erzählen kann und hören will und die schweigsame Elisa, die doch nur endlich wieder etwas Farbe in ihr Leben bringen möchte!

Wir reisen gemeinsam mit Noah und Elisa nach Hong Kong, wo ein besonderes Abenteuer startet, von dem niemand so zurückkehren wird, wie er gestartet ist – auch wir LeserInnen nicht!

Noah hat alles perfekt geplant, gebucht, gecheckt – und wundert sich, dass er nichts Neues erlebt, wo er doch nur auf alten, ausgetretenen Pfaden wandert.

Doch dann treffen sie auf Backpacker, fahren in abenteuerlichen Bussen auf noch abenteuerlicheren abrutschenden Straßen! Und das Leben fühlt sich wieder lebenswert an…

 

Die Autorin führt uns auf verschlungenen, unbekannten und ungeplanten Pfaden durch China, man merkt, dass sie Land und Leute kennt und liebt. Und doch ist der große Star der Geschichte nicht das Land, sondern die zwei besonderen Reisenden, die sich nach und nach doch besser kennenlernen und näher kommen, als sie es für möglich gehalten haben. Inspiriert von Noahs Spiel, Geschichte für Geschichte zu erzählen, erfahren wir nach und nach mehr über die Vergangenheit der beiden und die wirklichen Gründe für ihre Reise. Wir lernen die Welt durch Elisas Augen kennen. Sie kann alles und jeden in Farben sehen, und diese Farben sucht sie überall, denn für eine lange Zeit hat sie sie verloren.

Eine außergewöhnliche Geschichte, die mich sehr berührt, teilweise aber auch tieftraurig gestimmt hat. Denn wer kennt das Gefühl nicht: „Irgendwann bereust du vielleicht, dass du nie ausgebrochen bist!“?

 

Fazit: Wer einen klassischen Reisebericht mit einer Aufzählung von Sehenswürdigkeiten erwartet, ist hier wohl fehl am Platz. Die besonderen Orte Chinas sind nur der Hintergrund für etwas viel Spannenderes: Gedanken und Geheimnisse, die zum ersten Mal ans Tageslicht dürfen und zwei besondere Menschen, die sich doch besser verstehen, als sie selber glauben.