Rezension

Sehr authentische Biographie über einen ehemaligen Junkie

9 Tage wach - Eric Stehfest, Michael J. Stephan

9 Tage wach
von Eric Stehfest Michael J. Stephan

Drogen sind zerstörend. Ja, so würde ich es ausdrücken, weil sie viel zerstören können. Und zwar nicht nur das Leben von dem, der sie konsumiert. Ich selbst kenne Personen, die Drogen genommen haben und nach einer ganzen Zeit endlich davon weggekommen sind. Ich habe erlebt, wie viel kaputt gehen kann, wie der Mensch daran zugrunde gehen kann. Und das war ein Mitgrund warum ich dieses Buch lesen wollte.

Das Cover:

Es ist unheimlich düster. Auffällig ist natürlich das Gesicht von Eric Stehfest, es ist praktisch seine Biographie. Und der Titel sticht hervor: 9 Tage wach. Und der erste Gedanke: Wie hat er es geschafft 9 Tage wach zu bleiben? Gesund ist das jedenfalls nicht.

Das Buch:

Eric Stehfest. Viele kennen ihn. Besonders durch seine Rolle als Chris Lehmann bei Gute Zeiten Schlechte Zeiten. In der Serie spielt er jemanden, der gegen das Unrecht kämpft und Obdachlosen hilft. Ein guter Mensch, der offenbar nicht nur in der Serie vom Weg abgekommen ist und Drogen nahm. Denn Drogen nahm er auch im wahren Leben und nun hat er einen Bestseller geschrieben und von seiner „Drogenkarriere“ erzählt.

Meine Meinung:

Ich war sofort mitten im Buch drin. Jede Geschichte ist anders, aber ich habe versucht zu vergleichen und Gemeinsamkeiten mit der Person zu finden, die in meinem Umfeld Drogen nahm. Und ich habe ein paar gefunden. Es war etwas seltsam. Das erste was mir auffiel war dieses Hin und Her. Kurze Sätze. Zusammenhanglos. Das ist mir schon früh aufgefallen. Die Person, die ich kenne (ich nenne sie ab sofort nur noch „die Person“) hatte diese Eigenschaft. Unkonzentriert, konnte sich nicht so lange auf ein Thema konzentrieren um darüber zu sprechen. Und das fiel mir in diesem Buch auf. Als Eric Stehfest beginnt von der Zeit zu berichten, in der er Drogen nahm, werden seine Sätze im Buch teilweise genau so. Und das war zugegebenermaßen für das Lesen etwas schwieriger, in anderen Bewertungen bei Amazon ist das Wort "wirr" gefallen, aber authentisch ist das auf jeden Fall. Und das wollte ich. Einen Einblick, weil ich „die Person“, auch wenn es mittlerweile vorbei ist, besser verstehen wollte und will.

Eric Stehfest berichtet von seinen Familienverhältnissen, von seiner schulischen Laufbahn und seiner Karriere. Und versucht somit zu erklären wie er in diese Szene hineinrutschte und schwer wieder herauskam. Er erzählt davon wie gut er es vor seiner Familie verbergen konnte. Man muss zugeben, das ist wahre Kunst. Und am meisten bewundere ich ihn dafür, dass er die Schuld niemandem zuweist. Dass er nicht sagt: Meine Kindheit ist schuld. Der Dealer ist schuld. Meine Familie ist schuld. Schon auf der ersten Seite spricht er von seiner Mutter, die auf der Suche nach Glück und Liebe war und sagt:

„Darum: kein Vorwurf, kein Wort je aus meinem Munde. Sie hat mit ihrer Liebe wirklich alles gut gemacht.“ (Seite 5, Zeile 8-9)

Man merkt wie sehr er seine Mutter liebt und sie frei von jeder Schuld spricht. Denn man muss dazu sagen, dass Angehörige sich selbst oft fragen, was sie falsch gemacht haben, was sie hätten ändern können und wie sie es hätten verhindern können. Doch oft ist es einfach schon viel zu spät, wenn man es als Angehöriger/Freund/Bekannter bemerkt.

Das Thema dieses Buches beschäftigt mich sehr und es ist auf jeden Fall sehr lohnenswert es zu lesen. Man erfährt in dieser sehr persönlichen Geschichte von einem Mann, der sogar in der Öffentlichkeit steht, einiges über die Erfahrung wie es ist, drogenabhängig zu sein. Wie ein Drogenrausch wirkt, wie er an die Drogen kam und ganz wichtig: Wie er versucht hat davon loszukommen und was für ihn die Motivation dazu war.

Mein Fazit:

Ein Thema, dass mich sehr beschäftigt und das es wert ist, dass darüber gesprochen wird.