Rezension

sehr bedrückend

Rain - Das tödliche Element - Virginia Bergin

Rain - Das tödliche Element
von Virginia Bergin

Bewertet mit 4 Sternen

Ich muss gestehen, dass ich etwas Bedenken hatte, ob das Buch nicht zu bedrückend für mich werden könnte. Jetzt nach dem Lesen weiß ich dass diese Bedenken absolut gerechtfertigt waren und trotzdem bin ich sehr froh mich doch überwunden zu haben. Das Buch hat mich sehr bedrückt aber auch unglaublich mitgerissen.

 

Die Grundidee fand ich gut, wenn es auch sehr unwahrscheinlich ist, wie schnell ein Mensch auf diesen verseuchten Regen reagiert. Ich bin aber auch kein Wissenschaftler und vielleicht ist es wirklich möglich, dass eine Bazille so schnell etwas mit den menschlichen Zellen anstellt. Auf mich wirkte das ganze eher wie ein Gift als eine Bakterie. Die weibliche Hauptfigur Ruby verliert schnell fast jeden der ihr lieb war und muss sich dann mehr oder weniger allein durchkämpfen. Eine Hoffnung hat sie noch und die triebt sie voran. Sie will ihren Vater finden. Dieses ganze Chaos das nach den ersten Toten und dem Zusammenbruch der Gesellschaft an sich beschrieben wurde, fand ich recht realistisch dargestellt. Weniger realistisch empfand ich Rubys Gedanken, Handlungen und ihre Emotionen. Das ist auch der Hauptgrund meines Punktabzugs. Ruby ist kein Charakter den man richtig ins Herz schließt. Sie ist ein extrem nerviger und teilweise ein sehr unverantwortlicher und vor allem egoistischer Teenager. Manche ihrer merkwürdigen Reaktionen und ihre teilweise Gefühlskälte (sie hat mir vor allem am Anfang einige Tode doch etwas zu emotionslos überstanden) konnte man durchaus mit der enormen Stresssituation und vielleicht sogar schon eines Traumas erklären, aber manche Sachen waren mir einfach zu unsinnig. Sie kämpft da mit Durst und Wassermangel und färbt sich allen ernstes die Haare? Oder ihre ständige Schminkwut. Sorry, aber wenn ständig mir liebgewordene Personen sterben und mich eh keiner mehr anguckt, weil jeder ums Überleben kämpft, denke ich doch nicht daran mir die Haare zu färben oder statt wichtigen Survival-Utensilien eine Tonne Schminke in mein Marschgepäck zu packen. Diese Verhalten und ihre Egoismus haben mich teilweise wirklich verrückt gemacht und ich hätte dem Buch nur 3 Sterne geben wolle, wäre sie mir nicht ab der Hälfte des Buches doch etwas sympathischer geworden. Man merkte ihr eine Entwicklung an, ohne dass sie ihren Charakter völlig verändert hätte. Auch inhaltlich veränderte sich das Buch ab der Hälfte und wurde irgendwie spannender und emotionaler.

 

Das Buch hat mich emotional angesprochen. Meist weil es mich sehr bedrückte. Ich hatte oft das Gefühl unter dem Tod bestimmter Charaktere mehr zu leiden als Ruby, obwohl es Menschen waren, die ihr viel bedeuteten. Als dann endlich die meisten Personen tot waren, konnte ich das Buch auch mehr genießen. Vor allem Darius machte die Geschichte nachher sehr interessant. Seinen Charakter mochte ich deutlich mehr als Ruby. Mir persönlich fehlte über lange Teile des Buches Interaktionen mit anderen. Es war etwas monoton und damit eher emotionsarm.

 

Der Schreibstil passte aus meiner Sicht super zu einer Dystopie. Ruby erzählt hier recht typisch jugendlich was geschehen ist. So als hätte sie ihre Geschichte selbst niedergeschrieben. Das brachte einen den Charakteren noch näher und man fieberte mit Ruby mit.

 

Das Buch war eigentlich durchweg moderat spannend. Es gab keinen richtigen Höhepunkt oder Showdown, weil immer etwas neues passierte. Man spürte ständig diese Gefahr vom Himmel und auch von den in Panik geratenen Überlebenden. Man fragt sich ständig was man selbst in der Situation getan hätte.

 

Die Charaktere waren für mich ein kleiner Knackpunkt. Eigentlich gab es nur zwei die mir sehr sympathisch waren und davon überlebt nur einer. Daher werde ich jetzt mal nicht sagen, wenn ich meine. Ansonsten bleiben Nebencharaktere hier sehr außen vor oder blieben blass. Ruby ist die einzige Person mit der wir ständig als Leser konfrontiert werden und leider wünschte ich mir oft, dass Mädchen würde mal erwachsen werden und nicht nur an sich denken. Richtig sympathisch wurde sie mir nie, aber es wurde doch entschieden besser je näher man dem Ende kam.

 

Das Ende war dann irgendwie sehr offen und unbefriedigend für mich, auch wenn es stilistisch nicht schlecht war. Ich möchte auf jeden Fall den zweiten Teil lesen. Vor allem hoffe ich, dass es dann mehr Interaktionen mit anderen interessanten Charakteren geben wird.

 

Grundidee 4/5

Schreibstil 4,5/5

Spannung 4/5

Emotionen 3/5

Charaktere 3/5

 

*Fazit:*

4 von 5 Sternen

Das Buch war sehr bedrückend, aber das passt ja gut zu einer Dystopie. Ich hätte mir etwas mehr Interaktion mit anderen gewünscht und eine vernünftigere, sympathischere Protagonistin, aber das Buch hat mich trotzdem mitgerissen und ich habe ständig überlegt, wie ich wohl in der Situation gehandelt hätte. Wer düstere, bedrückende Endzeitszenarien mag, sollte das Buch unbedingt lesen.