Rezension

Sehr bewegend

Die Tage, die ich dir verspreche - Lily Oliver

Die Tage, die ich dir verspreche
von Lily Oliver

Bewertet mit 5 Sternen

"Die Tage, die ich dir verspreche" ist abwechselnd aus der Sicht von Gwen und Noah geschrieben.
Obwohl Gwen vor wenigen Wochen ein neues Herz und somit die Chance zu leben bekommen hat, ist sie nicht glücklich. Sie wird von Schuldgefühlen und Albträumen geplagt, sorgt sich um ihre beste Freundin, die noch immer auf ein Spenderherz wartet, und weiß nicht wie ihr Leben weitergehen soll. Als sie schließlich so verzweifelt ist, dass sie sich das Leben nehmen will, hält sie nur ein Gedanke davon ab: das Herz in ihr soll jemand anderem helfen. Also postet sie spontan in einem Forum, dass sie ihr Herz verschenkt.
Noah, der Leiter des Forums, hält den Post für einen schlechten Scherz. Als Gwen jedoch mitten in der Nacht völlig verzweifelt vor ihm steht, wird ihm klar, wie ernst es ihr damit ist und dass er sie irgendwie von ihrem Plan abbringen muss. Während sie Zeit miteinander verbringen, entstehen Gefühle zwischen den beiden, und Noahs Lügen wiegen schwerer und schwerer...

Gwens Gefühle und Gedanken waren sehr gut nachvollziehbar und so eindringlich beschrieben, dass ich von Beginn an in der Geschichte gefangen war. Auch Noah war mir sofort sympathisch, er ist ein herzensguter Mensch, der es nicht immer einfach hatte. Mir gefiel, wie Gwen Noah durchschaute und zur Selbstreflexion anregte, und wie Noah Gwen nach und nach ihre Ängste nahm. Zwar war es ursprünglich Gwen, welche die Freude am Leben wiederfinden und wieder in die Zukunft schauen sollte, doch auch Noah war am Ende des Buches ein Anderer und hatte sich weiterentwickelt. Andere Figuren tauchten nur am Rande auf, waren aber für diese Geschichte auch gar nicht nötig. Erwähnen möchte ich noch Alex, der sich auf nur wenigen Seiten in mein Herz geschlichen hat und von dem ich gern noch mehr gelesen hätte.

Dieses Buch ist keine leichte Kost, denn die Themen Depression und Suizid werden sehr anschaulich und bewegend dargestellt und nehmen viel Raum ein. Es ist eine Liebesgeschichte, doch das eigentliche Thema ist Organspende und alles, was darauf folgt. In vielen Momenten wollte ich das Buch zur Seite legen und das Gelesene erst einmal verarbeiten, weil mich Gwens Verzweiflung so mitgenommen hat. Doch dafür war die Handlung zu fesselnd. Ich habe durch diese Geschichte sehr viel über Organspende und ihre Folgen gelernt und werde dieses Buch noch sehr lange in Erinnerung behalten.

Fazit:
Wer eine lockere, süße Liebesgeschichte für Zwischendurch will, der sollte von diesem Buch die Finger lassen. Die Geschichte ist sehr ernst und an vielen Stellen traurig. Sie ist zutiefst bewegend und lässt einen nicht mehr los. Ich vergebe volle 5 Sterne.