Rezension

Sehr bewegend! Eine Geschichte die einem ans Herz geht.

Heute leben wir - Emmanuelle Pirotte

Heute leben wir
von Emmanuelle Pirotte

Bewertet mit 5 Sternen

„Heute leben wir“ ist eine sehr berührende Geschichte über eine schicksalhafte Begegnung von zwei Menschen, die  in den Ardennen während dem nahenden Ende des  2. Weltkrieges aufeinander treffen. Matthias, ein SS-Offizier des Hitlerregimes und Saboteur unter Otto Skorzeny wird ausversehen, nur weil er in einem amerikanischen Fahrzeug unterwegs ist, die kleine  7-jährige Jüdin Renee  zum Schutz vor den Deutschen übergeben.  Sie wurde von einer belgischen Familie vor dem deutschen  Nazi Regime versteckt, da sie elternlos bei einer Razzia aus einem nahegelegenen Kinderheim fliehen konnte. Doch die befohlene Hinrichtung kann er aus unerklärbaren Gründen nicht ausführen und flieht mir ihr in eine einsame Waldhütte. Zwischen beiden herrscht eine undefinierbare Anziehungskraft,  die ein Schutzbedürfnis bei Matthias und ein Zugehörigkeitsgefühl bei Renee auslöst. Aus Angst vor seiner Verantwortung bringt er Renee auf einen nahegelegenen Hof zu den dort lebenden Menschen. Hier verbringen sie eine kurze gemeinsame Zeit,  in der sie viele bedrohliche Situationen erleben.  Werden sich ihre Wege wieder trennen?

Emmanuelle Pirorette hat mich durch ihre bewegend erzählte  Geschichte zweier charakterstarker Persönlichkeiten und ihrem eindringlichen und gefühlsbetonten Schreibstil einfangen können. In der Kulisse des 2. Weltkrieges  fühlt man alle seine grausamen Auswirkungen, ob es die Verfolgung und das Leid der Juden ist, die unter Druck stehenden  deutschen und alliierten Soldaten und die Ausbeutung und Belastung der Zivilbevölkerung. Ein großer Teil des Romans spielt sich in einem Keller des Bauernhofes von Jules Paquet ab. Er beherbergt dort aus Nächstenliebe aber auch aus Zwang viele Menschen. Konflikte sind vorprogrammiert.

Renee ist der stärkste und interessanteste Charakter im Buch. Mit ihren sieben Jahren schlägt sie sich sehr achtbar durchs Leben. Sie strahlt so viel Lebenserfahrung, Einfühlungsvermögen, Mut  und auch ein bisschen Kaltblütigkeit aus. Es ist traurig, wie schnell Kinder im Krieg erwachsen werden.

Matthias, der zweite Hauptcharakter, ist ein faszinierender Mensch. Er ist erschreckend kaltblütig, abgebrüht und rätselhaft.  Nur wenn Renee in seiner Nähe ist kann man seine menschlichen Gefühle spüren. Seine Zerrissenheit und der Wunsch nach seiner eigenen Freiheit kommen sehr gut rüber.

Was passiert mit beiden nach dem Krieg? Emmanuelle Pirorette hat einen überraschenden  und schönen Abschluss für ihr Buch gefunden.

Ich bin sehr froh, dass ich dieses interessante Buch während einer Leserunde kennenlernen durfte. Es hat mich begeistert und mitgenommen. Ein Kleinod für jeden Leser, der bewegende  Schicksale in historischer Kulisse liebt.

Verdient erhält „Wir leben noch“ von mir 5 Sterne.